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Von den Gletschern Patagoniens bis zur trockensten Wüste der Welt – in Chile warten spektakuläre Naturschönheiten auf den Reisenden.
Schon wieder landen unsere Worte im Nirgendwo. Klaubt sie der Wind aus unserem Mund, wirbelt sie herum und trägt sie mit der nächsten Böe davon. In das grosse weite Nichts, das sich kilometerweit vor uns ausbreitet. Pampa, so flach und trocken wie ein Fladenbrot, gesprenkelt einzig mit ockerfarbenen Tupfen, trockene Grasbüschel auf brauner Steppe. Nichts, an dem das Auge Halt findet, genauso wenig wie unsere Worte. Der Wind, der das ganze Jahr über in Patagonien bläst, ist der Vertraute dieser Landschaft im Süden Chiles, die von ihm geformt wurde. Und von den Gletschern, die das Land jahrtausendelang überzogen haben.
«Der Wind und die Gletscher waren auch die Gründe, warum die Chilenen nicht in den Süden ziehen wollten», erzählt Rodrigo, der uns vom Flughafen in Punta Arenas abgeholt hat. «Ihnen war es hier zu kalt und zugig.» Stattdessen kamen die Europäer: Spanier, Italiener, Kroaten, Deutsche – die dem Wetter trotzten und sich als Pioniere hier niederliessen, an der südlichen Spitze Südamerikas. Die sich mit Seehundfett einrieben, um im eiskalten Wasser der Magellanstrasse nach Königskrabben zu tauchen (noch immer eine Delikatesse!) und sich mit Schaffellen die Kälte vom Leib hielten. Die Gefallen an der rauen Schönheit des Landes fanden, genauso wie die Touristen, die der Flieger aus Santiago ausgespuckt hat. Schon von Weitem erkennbar an ihrer Uniform, welche sie eint: Trekkinghosen, Gore-Tex-Jacken und Wanderstiefel. Wer hierher reist, sucht nur eins: die Natur in ihrer ursprünglichsten Form, fernab von Massentourismus und Massagetempeln.
«Ich habe mich an den Wind gewöhnt», erzählt Rodrigo, während er dem Lenkrad, das immer wieder auszubrechen droht, Paroli bietet. Seit zwei Stunden fahren wir auf der Ruta del Fin del Mundo, auf der Strasse zum Ende der Welt, gen Norden. Richtung Torres del Paine. Der Nationalpark, der seinen Namen den 2800 Meter hohen Felsspitzen verdankt, die übersetzt «Türme des Blau des Himmels» heissen, ist ein Biosphärenreservat der UNESCO. Gletscher, Seen, Fjorde, Wasserfälle und schneebedeckte Berge geben eine Ahnung davon, wie einmal alles gewesen sein muss. Bevor die Menschen begannen, sich die Erde zunutze zu machen, zur Stunde Null.
Je mehr wir uns nähern, umso mehr kommt Leben in die Landschaft, nimmt sie Form an, erhebt sie sich aus ihrer Liegestellung. Wir passieren Anhöhen und Täler, vom Wind gebeugte Zypressen, Gauchos mit Schafherden, Nandus und Guanakos, eine Mischung aus Lama und Kamel. Nur der Wind, der mit bis zu 150 Stundenkilometern übers Land fegt, der faucht uns immer noch an, sobald wir versuchen, die Autotür einen Spaltbreit zu öffnen. Den Kondoren, die über uns kreisen, dient er als Mitsegel-Gelegenheit. Ab und an strampeln uns Radfahrer auf Mountainbikes entgegen. «Aber ich habe noch nie einen von ihnen lächeln gesehen», sagt Rodrigo und grinst.
Als er vor 15 Jahren nach Patagonien kam, hat die Landschaft ihm sein Herz genommen. «Ich habe meine Frau an der Uni in Santiago kennengelernt», erzählt Rodrigo. «Wir haben dort Forstwirtschaft studiert. Sie kommt aus Patagonien. Seitdem ich ihre Familie hier zum ersten Mal besucht habe, wollte ich nie mehr weg.» Zwar fährt Rodrigo heute hauptsächlich Touristen durch das weite Land, das so gross ist wie Europa und in dem weniger als ein Prozent der Chilenen leben, von den Bäumen kann er aber immer noch erzählen. Zum Beispiel von den Liquen, grüngelbe Flechten, die sich wie Ertrinkende um die Südbuchen schlingen. «Die Einheimischen dachten, dass es sich bei ihnen um Parasiten handelt. Dabei zeugen sie nur davon, dass die Luft hier absolut rein ist, dass es keine Umweltverschmutzung gibt.» Warum der Himmel über Patagonien viel niedriger zu hängen scheint als anderswo, kann sich Rodrigo aber auch nicht erklären. Fast meint man, dass die Wolken den Kopf streicheln wollen, eine Liebkosung in Wollweiss. Fluffige Zuckerwatte-Wolken und mandelförmige Lenticular-Wolken, die modelliert werden von den Winden, die vom Pazifik, der Antarktis und den südlichen Eisfeldern wehen. «Aber wenn man ein richtiges Himmelsschauspiel sehen möchte, dann muss man in die Atacama-Wüste reisen», rät Rodrigo. «Der Sternenhimmel dort ist unglaublich.»
Die Atacama-Wüste liegt im Norden Chiles, an der Grenze zu Bolivien und Argentinien. Und wenn Patagonien die grüne Lunge Chiles ist, dann ist die Atacama-Wüste ihr trockener Husten. Die höchstgelegene Wüste der Erde liegt rund 3000 Meter über dem Meer, im Windschatten der Anden, und gilt als trockenste Landschaft der Welt. Das Rückgrat Südamerikas im Osten und der kalte Humboldtstrom im Westen gebieten allen Regenwolken Einhalt, an manchen Orten der Atacama soll noch niemals Niederschlag gefallen sein. «Früher hat es drei Monate im Jahr geregnet, heute nur noch einen Tag», erzählt Joele, der aus dem Indio-Dorf Machuca stammt. Ausser den Kupfer-, Gold- und Silberminen gibt es kaum Industrie in der Atacama-Wüste – das und eine Luftfeuchtigkeit von unter zehn Prozent machen sie zu einem Highlight für Astronomen. Wenn die Sonne abends als roter Feuerball hinter dem Horizont verschwindet und die Temperaturen innerhalb von wenigen Minuten Gänsehaut verursachen, übernimmt der Nachthimmel die Regie in der Atacama-Wüste. Mit einer Aufführung, die glanzvoller nicht sein könnte: Tausende von Sternen überziehen das Firmament, ein Teppich aus funkelnden Stecknadelköpfen. Die Milchstrasse, das Kreuz des Südens, an dem sich die Seefahrer im 16. Jahrhundert orientiert haben, scheinen zum Greifen nahe.
Auf dem Berg Cerro Paranal wird derzeit das grösste Teleskop der Welt installiert. Das Hotel-Gebäude der Europäischen Organisation für astronomische Forschung diente im James-Bond-Film «Ein Quantum Trost» gar als Kulisse für den explosionsreichen Showdown. «In meinem Heimatort Machuca haben sie auch gedreht, mein Onkel und meine Tante sind im Film zu sehen», erzählt Joele stolz. Das kleine Dorf mit einer Handvoll Einwohnern liegt auf dem Weg zu «El Tatio», dem grössten Geysir-Feld der südlichen Hemisphäre. Um vier Uhr morgens mussten wir aufstehen, klamm vor Kälte, um knapp zwei Stunden zu den Geysiren zu fahren. Auf Serpentinen und Schotterpisten, auf denen wir wie der Cocktail «Pisco Sour» durchgeschüttelt wurden. Aus rund 80 heissen Quellen zischt und sprudelt es, steigen meterhohe Dampffontänen auf. Für Langschläfer ist der Ausflug nichts: Sobald die Sonne über den Berg steigt und die Landschaft flutet, endet der letzte Akt des Naturschauspiels, versiegen die Fontänen wie von Geisterhand. Auf dem Weg zurück ins Hotel sehen wir endlich, was vom Dunkel verschluckt wurde, als wir durch das Nachtschwarz der Hochebene gefahren sind. Tiefe Schluchten, ausgetrocknete Flussläufe, der Vulkan Lincancabur, der den Inkas heilig war, sandfarbene Schilfbüschel, die sich im Wind wiegen und welche die Einheimischen liebevoll «Fuchsschwänze» nennen. Und Kakteen. So gross wie Häuser. «Die Kakteen hier sind etwa 700 Jahre alt», erzählt Joele, während er auf die stacheligen Riesengewächse zeigt, die bis zu zehn Meter hoch sind und in keinem Italo-Western fehlen. «Aus ihrem Holz wurde etwa die Kirchendecke in San Pedro gezimmert», sagt Joele.
San Pedro ist der Ausgangspunkt für Ausflüge in die Atacama-Wüste. Trotz der zahlreichen Reiseveranstalter, Hostels und Backpacker, die das Strassenbild prägen, hat sich das Dorf seinen Charme bewahrt. Die flachen Lehmbauten und die baumbestandene Piazza spenden Schatten in der sengenden Hitze. «Die Atacamenos haben angeblich einen halben Liter mehr Blut im Körper, weil er sonst nicht mit ausreichend Sauerstoff gesättigt werden würde. Es soll sieben Generationen dauern, bis diese Mutation wieder verschwunden ist», erzählt Joele. Und tatsächlich: Im Gegensatz zu Joele machen uns die Höhe und die geringe Luftfeuchtigkeit zu schaffen – jeder schnelle Schritt raubt die Puste, ständig giert die Kehle nach Wasser.
Selbst der Wasserhahn an der Chaxa-Lagune, die wir am Nachmittag besuchen, ist ausgetrocknet. Nur ein Rinnsal tröpfelt ins Waschbecken, als wir den Hahn aufdrehen. Aber so arm die Wüste an Wasser ist, so reich ist sie an Naturschönheiten. Bilder, die sich in die Netzhaut einbrennen, so unwirklich sind sie. Selbst durch die Gläser unserer Sonnenbrille. Die Chaxa-Lagune ist Teil der Salar de Atacama, der berühmtesten Salzpfanne der Welt. Eine schneeweisse Ebene, bedeckt von messerscharfen Salzkristallen, die in der Sonne glitzern und unter unseren Sohlen knirschen. In der Ferne leuchten die Gipfel der Anden lachsrosa, vor uns die Chaxa-Lagune knallblau. Und mittendrin Hunderte von rosafarbenen Flamingos, die durch das seichte Wasser waten, in dem sich der Himmel spiegelt. Hier weht kein Wind, der unsere Worte davontragen würde. Das spielt aber auch keine Rolle. Wir haben ohnehin keine. Sie fehlen uns.
Torres del Paine: Der berühmteste Nationalpark Patagoniens wurde von der UNESCO zum Biosphärenreservat gekürt. Seine «blauen Türme» aus Granit, die vielen Seen und der Gletscher machen ihn zu einem Highlight für alle Naturliebhaber. Es gibt diverse Wanderwege, auch Kayakfahren und Rafting erfreuen sich grosser Beliebtheit.
Parque Patagonia: Douglas Thompson, der Gründer der Labels Northface und Esprit, hat seinem alten Leben den Rücken gekehrt und sich ganz dem Umweltschutz in Patagonien verschrieben. Er hat immer mehr Land aufgekauft, um die Natur vor Raubbau zu schützen. Der Parque Patagonia ist sein jüngstes Projekt.
Punta Arenas: Hier landen die Flieger aus Santiago, bis dato der Hauptflughafen für Patagonien-Besucher. Die Stadt liegt direkt an der Magellanstrasse, es gibt mehrere Museen und Restaurants. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch des schönen Friedhofs, der von imposanten Zypressen geziert wird.
San Pedro: Das charmante Dorf in der Atacama-Wüste ist Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge – was man auch unschwer an den vielen Backpackern und Tour-Anbietern erkennen kann. Rund um den lauschigen Hauptplatz gibt es viele hübsche Cafés und Restaurants. Auch die 400 Jahre alte Kirche an der Plaza ist sehr sehenswert, die Decke besteht aus Kakteenholz. Wer auf der Suche nach Souvenirs ist, wird in dem überdachten Markt fündig.
Salar de Atacama: Dieser riesige Salzsee ist berühmt für seine Flamingos, die hier leben. Ein Grossteil des Sees ist mit einer Salzkruste bedeckt, deren Zacken und Spitzen eine bizarre Landschaft geformt haben. Der obere Teil besteht aus einer tiefblauen Lagune, in der die Flamingos Futter finden.
Tatio-Geysire: Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieser Ausflug ist nichts für Langschläfer. Der Wecker klingelt in der Nacht, so dass man den Sonnenaufgang bei den Tatio-Geysiren miterleben kann. Denn nur wenn die Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter liegen, spucken die Geysire Fontänen. Gegen neun Uhr, wenn die Sonne die Landschaft erwärmt hat, ist der schöne Spuk schon wieder vorbei.
Valle de la Luna: Seinen Namen verdankt dieser Teil der Wüste der NASA, die hier Roboter-Experimente durchgeführt hat – die Landschaft ähnelt nämlich sehr der des Mondes. Auf keinen Fall verpassen sollte man einen Ausflug am späten Nachmittag, um mitzuerleben, wie der Sonnenuntergang die Berge und Hügel in ein Meer aus Rottönen taucht.
Awasi Patagonia: Dieses Bijou hat erst vergangenes Jahr eröffnet und liegt etwas ausserhalb des Nationalparks Torres del Paine, mit wunderbarer Sicht auf die Berge und das Tal. Alle zwölf Villen sind aus Holz gebaut, besitzen einen Cheminée und eine lange Fensterfront, gegen deren Aussicht Geographic Television blass aussieht. Jedem Gast steht ein eigener Wagen mit Guide zur Verfügung. Im Preis sind sämtliche Ausflüge sowie Vollpension inbegriffen. Ausgezeichneter Service und eine sehr feine Küche. In San Pedro gibt es ebenfalls ein Awasi-Hotel.
Alto Atacama Hotel & Spa: Das hübsche Hotel schmiegt sich mit seiner Architektur wunderbar in die Wüstenlandschaft. Es liegt drei Kilometer ausserhalb von San Pedro, besonders die sechs Pools eignen sich wunderbar, um sich am Nachmittag von den zahlreichen Ausflügen, die angeboten werden, zu erholen. Im Übernachtungspreis inbegriffen sind zwei Halbtages- oder ein Ganztagesausflug sowie Vollpension.
Hotel Cabo de Hornos: Das moderne Hotel liegt sehr zentral in Punta Arenas, direkt an der Plaza Muñoz Gamero.
Dieser Artikel erschien im Original im Magazin Bolero (Ausgabe Mai 15).
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Fotos: Tina Bremer