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Ich nehme an, Du hast deine Kamera in den Ferien immer griffbereit?
Ja, ich habe immer das ganz Equipment dabei, wenn es möglich ist. Das heisst zwei Kameras, verschiedene Objektive, das Stativ und meine Drohne. Ich möchte mich beim Fotografieren ungern einschränken, deshalb muss, insbesondere wenn ich beruflich unterwegs bin, alles dabei sein.
Der Transport der Ausrüstung ist manchmal etwas mühsam, da ich beim Scannen am Flughafen meist alles offen auslegen muss. Dafür plane ich dann immer etwas extra Zeit ein, dadurch erspare ich mir zusätzlichen Stress und Zeitdruck. Im Flugzeug verstaue ich dann die Ausrüstung, welche ich in meinem Fotorucksack transportiere, immer im Handgepäckfach.
Gibt es in der Reisefotografie so etwas wie Regeln oder lässt du Deiner Kreativität freien Lauf?
Ich befasse mich schon seit 16 Jahren mit Fotografie und mag mich an keine Regeln halten. Meine Bilder entstehen meistens spontan, sind also Momentaufnahmen, die nicht planbar sind. Ich will mir keine Grenzen setzen und krampfhaft versuchen das scheinbar perfekte Bild zu schiessen. Mittlerweile habe ich meinen eigenen Stil entwickelt und damit unbewusst einen eigenen Leitfaden für meine Bilder und deren Ästhetik kreiert. Sehr gerne mag ich Drohnenbilder und die unterschiedlichen Perspektiven, die mit diesen Bildern einhergehen. Ich fotografiere auch immer mehr Menschen und versuche mit Ihnen die Kultur eines Landes einzufangen. Wichtig sind für mich auch die Lichtverhältnisse. Ich mag besonders die Stimmung kurz vor oder nach dem Sonnenuntergang. Wenn ich touristische oder besonders frequentierte Orte fotografieren möchte, stehe ich auch gerne mal etwas früher auf, um dann bei perfekten Lichtverhältnissen noch menschenleere Plätze anzutreffen.
Wie geht man denn vor, wenn man Menschen fotografieren möchte?
Normalerweise nähere mich den Menschen mit der Kamera und suche zunächst den Blickkontakt, um mit den Menschen gleich eine Verbindung herzustellen. Dies vor allem auch in Kulturen und Sprachregionen, wo ich mich nur mit Händen und Füssen verständigen kann. So kann ich den Moment mit diesen Menschen auf respektvolle Art und Weise festhalten. Manchmal frage ich die Menschen auch direkt, ob Sie für mich posieren möchten, und stelle mich dann als Fotograf vor. Die Bilder gebe ich dann gerne weiter, sollte dies gewünscht sein. Die meisten sind sehr offen dafür. Das Zwischenmenschliche ist für mich unabhängig von der Fotografie ein wichtiger Teil meiner Reisen.
Heute kann man auch mit Smartphones hochwertige Bilder machen – was gilt es zu beachten?
Man kann mittlerweile sehr gute Bilder machen mit den Smartphones der neuesten Generation. Die Plastizität der Bilder ist aber mit der Spiegelreflexkamera immer noch viel besser. Da das Handy aber immer dabei ist, kann ich auch mal spontane Schnappschüsse machen und Momentaufnahmen aus dem Alltag in einer relativ guten Qualität festhalten. Für Social-Media Stories sind solche Bilder durchaus geeignet. Möchte ich aber die Bilder drucken, greife ich immer auf die grosse Kamera zurück.
Müssen Bilder schön sein?
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Wenn ich beruflich fotografiere, achte ich auf die Bildkomposition. Dazu gehören die Kriterien der Schönheit aus wissenschaftlicher Sicht wie Symmetrie unter der Anwendung des goldenen Schnittes. Manchmal gibt es auch zu perfekte Aufnahmen, wo der Betrachter dann schnell das Interesse verliert oder Bilder, die trotz Ihrer Makellosigkeit belanglos erscheinen. Mich spricht daher eher das imperfekte im Perfekten an, oder umgekehrt. Privat ist das Fotografieren ein sehr unbekümmerter Prozess. Ich fotografiere mit Musik und kann so komplett abstellen. Es entsteht fast schon ein künstlerischer Flow, mit dem Ergebnis bin ich dann auch immer zufrieden.
Was geschieht mit den Bildern nach Deiner Reise?
Ich poste nicht alle Bilder auf meinen Kanälen. Alle Bilder sind bei mir gespeichert. Manchmal bearbeite ich auch alte Bilder neu auf. Dabei kommen neue Schätze an die Oberfläche, welche mir damals nicht wirklich aufgefallen sind. Einige wenige Bilder habe ich drucken lassen und bei mir zu Hause aufgehängt. Das ist aber eher selten der Fall.
Interview aus dem Magazin «elsewhere by Kuoni» Nr. 11 vom Oktober 2021.