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Es ist fast 25 Jahre her – ich war noch ein kleiner Junge – als ich das letzte Mal in Zimbabwe war. Doch in dem Moment, in dem ich das Flughafengebäude von Harare, der Hauptstadt, verlasse, weiss ich, hier bin ich richtig. Es fühlt sich an, wie es sich anfühlen muss; es riecht, wie es riechen muss. Ich atme tief ein und ohne mich an den Ort selbst zu erinnern, fühle ich mich angekommen.
« Es ist ein ganz eigener Geruch, würzig, fremd und doch vertraut, nicht frisch – eher sogar etwas dreckig – aber eben genau richtig. »
Fürs Erste lassen wir Harare aber schnell hinter uns. Zuerst geht es nach Osten, in Richtung der Eastern Highlands. Ich klebe geradezu an der Scheibe und versuche alles zu sehen, wahrzunehmen, aufzusaugen, was an uns vorbeizieht. Zuerst sind das noch die Strassenzüge der Stadt, die Menschen, die frühmorgens unterwegs sind. Bald aber lassen wir die Stadt hinter uns und rollen durch die Landschaft. Und sehr schnell sind wir in Afrika – so richtig. Die Sonne scheint und das Licht ist grell, draussen ziehen mal Felder, mal Bäume, mal waldige Hügel vorbei. Die erste Pause machen wir im «Half-way house», einem ehemaligen kolonialen Farmhaus. Im Innenhof blüht ein mächtiger Baum in leuchtendem Gelb, unter dem Tische auf hungrige und durstige Reisende warten. Hier komme ich richtig in Zimbabwe an, das wird mir in dem Augenblick bewusst, als ich ihm Getränkekühlschrank reihenweise leuchtende Dosen Sparletta sehe – gewissermassen die Nationallimonade. Giftgrün oder Feuerrot, genau so wie ich die chemisch-süss schmeckende Zuckerbombe in Erinnerung hatte. Jetzt kann es losgehen mit dem «Nachhause kommen» in Zimbabwe.
Auf dem Weg in den Osten queren wir die afrikanischste aller Landschaften, die Grasssteppe. Noch ist die Landschaft ziemlich dürr, die Regenzeit kommt erst noch, das Steppengras ist gelb, hoch, wiegt sich im Wind wie Wellen im Meer, dazwischen ragen immer wieder Baumgerippe und skurrile Felsformationen in den hellblau gleissenden Himmel. Bei manchen dieser Felsgruppen fragt man sich, welche physikalischen Gesetze ausser Kraft gesetzt sind, damit die riesigen, tonnenschweren Findlinge so merkwürdig gestapelt bleiben.
Schon bald verändert sich das Land, die Steppe verschwindet, es wird hügliger, Wälder überziehen die Täler und Erhebungen. Der Nyanga-Nationalpark liegt vor uns und plötzlich würde man sich ohne besseres Wissen nicht mehr in Zimbabwe, ja nicht einmal mehr in Afrika wähnen. Skandinavische Nadelwälder umgeben uns rundherum, kleine Seen glitzern im Sonnenlicht, der warme Wind weht den würzigen Duft von Tannennadeln durch die offenen Fenster – eine völlig andere Welt. Bald schon haben wir diese skandinavische Seenplatte durchquert und nähern uns (sub-)tropischeren Gefilden, den Mvumba Hills südlich der östlichen Grenzstadt Mutare. Die Strassen werden kurviger, die Hügel höher und steiler, die Vegetation üppiger, dichter, grüner und bunter. Hier umgibt uns ein eigentümlicher Mix aus Tropenfeeling, kolonialer Vergangenheit und erholsamer Ruhe. Der Dschungel spielt seine endlosen Improvisationen und der kühle Wind belebt Körper und Geist.
Der von weitem sichtbare Bogen der Hängebrücke bei Birchenough ist wie ein erstes Versprechen: Bald kehre ich «nach Hause» zurück. Schliesslich der Pfeil, der den Weg nach Süden weist: Silveira, vor 25 Jahren meine Heimat während zwei Jahren. Die Strasse ist inzwischen ein gutes Stück asphaltiert, doch zum ersten Mal habe ich das Gefühl, mich zu erinnern – diese Landschaft kenne ich, diesen Hügel, den Bach, hinter der nächsten Kurve müsste man gleich die Kirche im Dorf strahlend weiss leuchten sehen. Jetzt weiss ich, wo wir sind. Wir fahren den holprigen Weg zur Kirche hoch, links die High School, rechts oben das Spital, links vor der Kirche die Missionsstation, der Garten, um die engen Kurven den Hügel hoch – da ist «unser» Haus. Ich kenne das alles, weiss, welches Gebäude was ist, wohin jener Weg führt und wie ich zum Damm oberhalb des Dorfes komme – und der Hausberg, der «Flight of Egypt» thront über allem. Aber nicht alles ist gleich geblieben: der Missionsgarten ist nur noch ein dürrer Acker, der Blick von der Terrasse reicht nicht mehr über die ganze Ebene, sondern «nur» noch in die farbigen Bäume und Sträucher unterhalb des Hauses.
Das Spital riecht immer noch genau gleich.
« Und auch einige der Menschen sind noch die gleichen. Nicht dass ich mich an sie erinnern würde, aber sie sich an mich. »
Darauf hatte ich mich am meisten gefreut: die Wanderung auf den «Flight». Wir laufen am späten Nachmittag los; ich habe den Weg als lang und mühsam in Erinnerung, und bin überrascht, als wir nach nicht einmal einer Stunde von hinten auf den Felsen hinaus treten, die majestätische Aussicht hinunter auf das Dorf und über die Ebene sich ausbreitet, im Westen die Sonne flach über den Hügeln steht. Sitzen, schauen, schweigen, staunen.
Der durchschnittliche Afrikareisende macht vor allem eines: Safari. Und natürlich gehört das auch auf unseren Plan. Das Ziel ist der im Südosten, an der Grenze zu Moçambique gelegene Nationalpark Gonarezhou. Wir wohnen, wie es sich gehört, in einem Zeltcamp, das oberhalb eines Flusses liegt, und wo man des Nachts die Nilpferde schnauben und plantschen hört.
Langsam fahren wir frühmorgens in den Park hinein, die Kameras im Anschlag, jederzeit bereit, auf eine Elefanten-, Giraffen- oder Antilopen-Sichtung zu reagieren. Es ist eine Elefantenfamilie, die als erstes unseren Weg kreuzt. Der Bulle bemerkt uns rasch, blickt in unsere Richtung. Plötzlich klappt er die mächtigen Ohren aus, hebt den Rüssel, trompetet und stürmt auf das Auto zu – Vollgas und weg, die Begegnung mit einem wütenden Elefantenbullen endet auch für den stärksten Offroader nicht gut. Zur Erklärung: Durch die Nähe zu Moçambique wurden die Elefanten unfreiwillige Opfer des dort lange tobenden Bürgerkriegs. Sie reagieren darum besonders aggressiv auf Autos. Ausser bei dieser ersten Begegnung reagieren jedoch alle Tiere entweder mit Gleichgültigkeit (Elefanten) oder gehen auf Abstand (Antilopen, Gnus, Kudus und Büffel).
Das Ziel unserer Fahrt sind die Chilojo Cliffs. Wir kommen am Fuss der in verschiedensten Rottönen strahlenden Klippen an – und müssen uns erst mal die Hände dreckig machen: einen Platten mitten im Nationalpark, mindestens eine Stunde Weg bis zum Parkeingang und kein Handyempfang. Damit ist aber der Abenteurerinstinkt geweckt und wir kämpfen uns auch mit Ersatzrad um die Klippen herum und auf das Plateau hinauf. Die Aussicht von der Felskante über den darunter gemächlich vorbeifliessenden Fluss und den Park lässt die Strapazen vergessen.
Die Great Zimbabwe Ruins – auch darauf habe ich mich schon sehr gefreut. Diese einst reiche und mächtige Hauptstadt des Monomotapa-Reiches, die Handelsbeziehungen in den arabischen Raum und bis nach Indien und China pflegte. Mächtige Steinmauern, aufeinandergeschichtet und ohne Verbindungsmasse, die seit Jahrhunderten von jenem Staat zeugen. Wir sind fast alleine, wandern durch die Ruinen, bestaunen diese grossartigen Bauten, klettern auf den «Hill complex», von wo man die Ebene mit den eindrücklichen Reminiszenzen der Monomotapa überblickt. Von hier stammt auch der Wappenvogel Zimbabwes, der vermutlich in der Religion des Shona-Volkes seinen Ursprung hat.
Einen grossen Zeitsprung machen wir darauf im Matopos-Nationalpark. Hier treffen wir auf die Geschichte der Kolonisierung Zimbabwes, rsp. Rhodesiens. Die Felshügel südlich der Stadt Bulawayo hat sich Cecil Rhodes, der Gründer und Namensgeber der ehemaligen britischen Kolonie, für seine letzte Ruhestätte ausgewählt. Eine gute Wahl muss man sagen: die Aussicht von der Kuppe der Felsplattform ist atemberaubend. Die Landschaft ist berühmt einerseits für die rund 2000 Jahre alten Felsmalereien des San-Volkes, andererseits für die «Balancierenden Felsen». Habe ich solche Felsformationen schon im Norden als skurril bezeichnet, so erreichen sie hier ein ganz neues Niveau, für das es keine adäquate Umschreibung mehr gibt – nur soviel: es scheint mir ein Wunder, dass so etwas überhaupt existieren kann...
Viel zu schnell kommen wir zum Ende der Reise – aber was für einem! Die spektakulären und wirklich auf der ganzen Welt bekannten Victoria Falls bilden zum Abschluss einen weiteren Höhepunkt meiner «Heimreise». Zwar ist die Gischtwolke über der Schlucht, in die der Sambesi stürzt, nicht so hoch und das Donnern des Wasserfalls nicht so laut wie in der Regenzeit, dafür kann ich die Fälle besuchen ohne bis auf die Knochen getränkt zu werden und Gefahr zu laufen, in der stehenden Wolke zu ertrinken...