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Claudio Naulis Begeisterung von seiner Reise nach Uganda steht ihm auch zwei Jahre später noch immer ins Gesicht geschrieben. So zum Beispiel als er von der Begegnung mit einem Schimpansen erzählt, der sich wegen eines Fotoblitzes erschrak und sich gleich bemerkbar machte.
Bekannt ist Uganda vor allem für seine Schimpansen- und Gorillabestände. Dort findet man eines von nur noch zwei Gebieten auf der Welt, welches eine Heimat von wildlebenden Berggorillas ist – von dieser speziellen Gorillaart gibt es weltweit nicht einmal mehr 1000 Tiere. In Uganda sind Berggorillas im Bwindi Impenetrable Nationalpark Zuhause und dort führte auch Claudio Naulis Reise hin.
Der erste Stopp der kleinen Reisegruppe mit Claudio Nauli war Fort Portal – eine Stadt, die einige Autostunden von Entebbe und der Hauptstadt Kampala gegen Westen liegt. Die Reiseberater von Private Safaris empfehlen das Reisen in Uganda immer mit einem 4x4 Wagen und Driver Guide – ein Fahrer und ein Führer in einem. Nicht weil es gefährlich wäre in Uganda zu fahren, sondern weil man sich schlicht und einfach verfahren würde – Strassenschilder gibt es nur ganz selten. Das Autofahren in Uganda beschreibt Claudio so: «Es gibt zwar geteerte Strassen, die sind aber selten. Man sollte sich also auf Gerüttel einstellen. Manchmal bleibt man stecken oder muss eine Route grossräumig umfahren. Eine angekündigte 45-minütige Fahrt kann da auch schon einmal sechs Stunden dauern!»
Von Fort Portal aus ist es nicht mehr weit in den Kibale Nationalpark – der Park mit der Grösse des Kantons Solothurn ist ein Paradies für viele Primatenarten. Mit etwas Glück kann man dort nicht nur wilde Schimpansen, sondern auch Colobusaffen (Schwarz-weisse Stummelaffen) und Guerezas (Mantelaffen) beobachten. Garantiert ist das aber nicht, wie Claudio erklärt, da sich die Affen am liebsten hoch oben auf den Baumwipfeln bewegen. «Wir hatten extrem Glück. Ein Schimpansenweibchen war läufig und fünf Männchen waren hinter ihr her.» Die Schimpansen tummelten sich die ganze Zeit in der Nähe der Tracking-Gruppe am Boden herum. In der Paarungszeit sind die Schimpansenmännchen reizbar. Claudio erzählt von einem Erlebnis: «Eine Frau fotografierte versehentlich mit Blitz» – das man das nicht tun sollte, wird einem vor dem Tracking eingetrichtert. «Der Schimpanse erschrak, griff sich einen Ast und schlug damit jedem Teilnehmer der Gruppe auf die Schuhe.» Schimpansen sind nicht gefährlich, aber wollen ihr Gebiet und ihre Familie verteidigen.
Allgemein erstaunte es Claudio, wie ähnlich die Schimpansen den Menschen sind: «Sie zeigten viel unsittliches Benehmen, was die ganze Reisetruppe zum Lachen brachte.» Ein ganz besonderes Highlight war das kleine Schimpansenbaby mit den abstehenden Öhrchen, welches seine ersten Kletterversuche startete – unter den Augen der neugierigen Menschen.
Mit vielen Eindrücken von den Schimpansen ging die Fahrt weiter in den Queen Elizabeth Nationalpark. Der Park liegt am Fusse des Ruwenzori-Gebirges – die weltweit bekannten Mondberge sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Der Name «Ruwenzori» ist abgeleitet von der Sprache der in Uganda ansässigen Batoro und kann als «Regenmacher» übersetzt werden. Das Ziel der Reisegruppe im Queen Elizabeth Nationalpark: der abgelegene Ort Ishasha. Von hier aus waren für Claudio Pirschfahrten durch den Park an der Tagesordnung. «Man kann hier Tiere beobachten und gibt es eine Besonderheit: die Baumlöwen», sagt Claudio. Baumlöwen haben im Gegensatz zu den normalen Löwen die Angewohnheit auf Bäume zu klettern. Sie sind sehr selten – es leben nur noch wenige Tiere in Uganda und im Süden Tansanias.
Nach ein paar Tagen Safari wurde es Zeit, weiter gen Süden in den Bwindi Impenetrable Nationalpark zu fahren. Auch unterwegs machte Claudio so einige eindrückliche Begegnungen: So probierte er eine zuckersüsse Ananas, half einem Bananenverkäufer den Berg hinauf und machte den schüchternen, einheimischen Kindern eine Freude. Der Bananenverkäufer hatte sein Velo vollbeladen und stiess es den Hügel hinauf. «Ich wollte ihm helfen, doch er akzeptierte nur meinen Powerriegel», erklärt Claudio lachend. Die Kinder reagierten sehr schüchtern auf die Reisegruppe: «Viele der Kinder haben erst selten Touristen gesehen und getrauten sich nur nach Ermutigung der Eltern, sich mir zu nähern».
Im Bwindi Impenetrable Nationalpark angekommen, stand Claudios persönliches Highlight an: das Gorilla-Tracking. Voll ausgerüstet mit Rucksack, Regenjacke (der Regen kann einen in Uganda jederzeit überraschen), Gamaschen (selbst ein Gore-Tex Schuh kann den Tau nicht stoppen), Gartenhandschuhe (oft muss man die eigenen Hände zum Klettern zur Hilfe nehmen) ging es früh morgens mit einem Guide und Trägern los. Verschiedene Gruppen mit maximal acht Teilnehmern machten sich auf die Suche nach den vier Gorillafamilien, welche man besuchen darf. Allen anderen Gorillafamilien dürfen sich Menschen nicht annähern. Nach einigen Stunden Wanderung durch den moosbewachsenen, feuchten Dschungel Ugandas dann endlich: eine Gorillafamilie tauchte vor der Gruppe auf. «Die Tiere sind wunderschön, es kommt Ehrfurcht auf», beschreibt Claudio das Erlebnis. Vor allem als der Silberrücken sich plötzlich aufrichtete und nach einem Bananenstrauch gleich neben Claudio griff, hielt er den Atem an. Auch als ein neugieriges Gorillababy sich einem Tracking-Teilnehmer näherte und mit seinen Schuhbändeln spielte, zeigte niemand eine Reaktion.
Die Schimpansen und Gorillas dürfen die Tracking-Gruppen ab der ersten Sichtung nur je eine Stunde beobachten. Claudios Tipp: «Man sollte höchstens 30 Minuten fotografieren. Die restliche Zeit die Kamera weglegen und einfach nur zuschauen und geniessen.» Er ist jetzt schon überzeugt, dass er irgendwann wieder das Land der schüchternen Menschen und neugierigen Primaten besuchen wird.
Aufgezeichnet von Jessica Feustle
Fotos: Irene Baumgartner (Kuoni Wil)
Video: Private Safaris