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Ich war schon viele Male in Paris. Als Kind mit meinen Eltern am 200. Jahrestag des «Quatorze juillet» beispielsweise (heiss, zu viele Leute, Flugzeuge die tricolorige Rauchzeichen am Himmel hinterliessen); wenig später während einer Interrail-Tour durch Frankreich und Belgien als Teenager (heiss, zu viele Leute, Panik in der Stadt wegen einem Bomben-Attentat in der RER); in der Funktion eines Buch-Kuriers während einem Studentenjob (kalt, der glitzernde Eiffelturm als Begrüssungskomitee bei der Ankunft in Paris, die Entdeckung eines Lieblingsbistros), danach häufig beruflich (Le shopping! Le rosé! Les rues! Les gens!). Diesen Kurzbeschreibungen kann man entnehmen, dass ich zuerst nicht so ein Fan war, es aber wurde.
Der schönste meiner bisherigen Paris-Besuche war, als ich hochschwanger mit meiner zukünftigen Tochter im Bauch da war – die Erinnerungen daran, wie ich in Lupentempo der Seine entlang spazierte, mir einen Café au lait als «petite pause» gönnte, in einer allerliebsten kleinen Boutique das erste Kleidungsstück für «le bébé» erstand, sind von einem pastellfarbenen, golden-glänzenden Filter überzogen und mit Chansons von der frühen Carla Bruni untermalt – vous le voyez?
Schnitt: Mehr als sieben Jahre später sitze ich im TGV in Richtung Paris, begleitet von ebendieser Tochter und meiner Freundin, die eine Tochter im gleichen Alter hat. Wir wollen den Mädchen Paris zeigen. Paris in zwei Tagen – c’est impossible! Wir haben spezielle Reiseführer für Kinder gekauft, Mütterblogs studiert, potentielle Highlights notiert. Auf dem Programm steht schliesslich: Der Eiffelturm. Nichts anderes, wir wollen spontan schauen, zu was les filles noch im Stande sind nach dem Besuch eines solchen Monumentes.
Meine Freundin schenkt den Mädchen beiden ein Notizheft mit dem Eiffelturm vorne drauf. Hier folgt mein Paris-Tipp Numéro Un: Schenken Sie Ihrem Kind ein Notizheft mit dem Eiffelturm vorne drauf. Non, vous ne le regrettez pas! Schon die Hälfte der Zugreise sind die Mädchen mit den Heften beschäftigt – und deren Relevanz wird im Verlauf der Geschichte noch ansteigen... Der zweite Tipp: Verstehen Sie die Anreise als Teil der Reise, den Weg als Ziel sozusagen. Die Mädchen sind schon während der Zugfahrt so aufgeregt, freuen sich, schaukeln sich gegenseitig hoch. Wir, les mères – reiseerfahren, metropolen-erprobt, man könnte sogar sagen sicher auf dem kosmopolitischen Parkett – lassen sich von der Vorfreude anstecken, reisen in Gedanken zurück zu ersten Reiseerlebnissen, diese Reise nach Paris wird wieder zur ersten.
Dieser Zustand bleibt der Rest der Reise erhalten: Ui, dieser grosse Bahnhof! Ui, die métro! Ui, die schönen Häuser! Ui, alle reden französisch! Ui, wir können so lange aufbleiben! Wir ui-en mit und sind très heureuses alle zusammen.
Am nächsten Tag fahren wir mit der spannenden Ui-Métro zum Eiffelturm. Wir haben Tickets im Vorfeld organisiert – Zusatzkosten die wir aufgrund der kurzen Aufenthaltsdauer und der kurzen Körperlänge unserer Töchter für schlau hielten. Ein wenig Anstehen fällt dennoch an, und hier kommen wieder die Notizhefte ins Spiel: Die Mädchen beginnen Wissenswertes zum Eiffelturm aufzumalen, und irgendwann fangen sie damit an, das Personal um Autogramme in ihre Souvenir-Hefte zu bitten. Die Leute reagieren überrascht und schreiben gerührt ihre Namen auf.
Auf dem Eiffelturm: der weite Himmel über Paris, die schönen alten Häuser-Alleen und die schiere Höhe: Die Mädchen, gross und klein, sind entzückt. «Paris is always a good idea», sagte schon Audrey Hepburn.
Wir könnten danach auch schon wieder heimreisen, so randvoll mit Eindrücken sind die Mädchen nun schon. Vielleicht auch wir, steigen wir doch prompt in die falsche Métro ein. Die bringt uns jedoch in Richtung Sacré Coeur, auch so ein Ort, den meine Freundin und ich zuletzt zu Gunsten von Shopping und Dîners als Teenager gesehen haben. Mit den Töchtern dabei, ergibt sich auch hier eine neue Perspektive: die vielen Menschen, die Karikaturisten, die Souvenir-Shops wo es den eben besuchen Eiffelturm als pinken oder glitzrigen Schlüsselanhänger und sonst allen möglichen Versionen gibt: die Kleinen sind im Himmel ob all dem bunten Treiben. Wir setzen uns auf die Treppe vor der Kirche, bestaunen das überwältigende Panorama und den Fussball-Künstler, der an einer Lampenstange rumturnt, dabei den Ball balanciert und ein Vermögen verdient. Sein Autogramm krönt die schon stattliche Sammlung in den Paris-Heften der Mädchen. Die Fahrt mit dem Touri-Zügli von Sacre Coeur durch Montmartre runter bis zum Moulin Rouge beendet den Tag, wir spazieren durch die Dämmerung ins Hotel.
Vor der Rückreise zeigen wir den Mädchen den angeblichen Geburtsort der Macarons: Wir frühstücken im nostalgischen Tearoom von Ladurée – was weitere Seiten im schon dick gewordenen Notizheft füllt.
Im Zug rekapituliere ich: Eiffelturm, Sacré Coeur, Ladurée. Dazu Flanieren durch die Pariser Strassen, gutes aber nicht typisches oder gar spektakuläres Essen, einige Café- und Apéro-Pausen, kaum etwas geshoppt. Ein klassisches, unaufgeregtes Programm – und dennoch ist diese Reise in der Rangliste meiner Paris-Besuche sofort auf Platz Nummer 1 eingestiegen. Paris avec les filles ist etwas Besonderes, vous comprenez?
Was uns sonst noch für einen Paris-Besuch mit Kindern ans Herz gelegt wurde:
Vogel- und Blumenmarkt am Place Louis Lepine (Sonntags)
Paris ist voller wunderbar altmodischer Karussells. Besonders toll soll das Karussell im Jardin de Tuileries bei der Place de la Concorde sein
Shopping im Bonton – nicht unbedingt die eher teuren Kleider, aber der herzige Schnickschnack
Kinderkleider einkaufen in der Kinderabteilung des Warenhauses Monoprix
Den Kindern eine Wegwerf-Kamera schenken (gilt für alle Ferienreisen): Die Einschränkung auf 24 Bilder lenkt den Blick und das analoge Erlebnis, einige Wochen später die Papierfotos zu erhalten, ist nicht nur für die Eltern wohltuend haptisch
Eine Handvoll Paris-Bücher und -Webseiten für Aufenthalte mit Kindern:
Millie in Paris (zur Einstimmung)
Malbuch Paris Secret (auch für Erwachsene, für lange Zugfahrten).
Paris mit Kindern: Tipps einer Berlinerin, die mehrmals mit einer Familie einen Wohnungstausch gemacht hat.
10 things to do in Paris with kids: Tipps einer Amerikanerin, die ein Jahr mit ihren Kindern in Paris verbracht hat.
Fotos: Priska Hofmann, Sarah Amoroso / DER Touristik Suisse AG