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Die meisten Australien-Greenhorns zieht es an die Ostküste. Sehr zur Freude aller Insider. Denn diese reiben sich die Hände und geniessen im Westen die schönsten Orte zum Teil für sich allein. So auch die Zürcherin Pema Büwang, die sich am Ningaloo-Reef beim Schnorcheln einen langgehegten Traum erfüllte.
Sie strahlt übers ganze Gesicht, wenn sie von ihrer Leidenschaft für den Roten Kontinent erzählt. Pema Büwang war schon vier Mal dort, jede Stadt in jeder Himmelsrichtung hat sie in Augenschein genommen: Darwin, Adelaide, Brisbane — nur den Westen nicht. Den hat sie sich für «irgendwann mal» aufgehoben. Und wohl nicht damit gerechnet, dass genau dieser Teil sie am meisten beeindrucken wird.
Westaustralien ist ein wahres Naturparadies. Die Ortschaften liegen noch weiter auseinander als im Osten, auf einen Quadratkilometer Land kommt gerade mal ein Bewohner. Entlang der Küste schiessen zwischen Juni und September unzählige Blumen aus dem Boden und verzaubern die Küstenlandschaft in einen bunten Blütenteppich. Ein Umstand, der diesem Landesteil den Übernamen «Wildflower State» einbrachte. An die Kette der Höhepunkte reihen sich aber auch Regionen wie die Kimberleys mit sattgrünen Regenwäldern und trockenen Savannen, der riesige Kakadu-Nationalpark oder das Ningalooo Reef. Je nach Saison tummeln sich hier Walhaie, Buckelwale und Delfine und verwandeln das nur 100 Meter vom Strand entfernte Riff zu einem Mekka für Unterwasserfans.
Pema entschloss sich 15 Jahre nach ihrem ersten Australienbesuch, ihre Eindrücke von Down Under mit dem letzten Puzzle-Teil zu komplettieren. Sie nahm sechs Wochen Ferien am Stück und begab sich zuerst einmal nach Perth, um bei einem Sprachkurs ihre Englischkenntnisse aufzubessern. Die Hauptstadt von Western Australia liegt am Swan River und ist bei Sprachschülern besonders beliebt. Das Nachtleben pulsiert, die Kunstszene lebt, moderne Architektur trifft auf historische Gebäude mit Gründerzeit-Charme. Und dann wäre da noch die «Seele der Stadt»: der 400 Hektar grosse Kings Park. Australien-Fan Pema nutzte die unterrichtsfreie Zeit, um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, Ausflüge zu machen oder mit der Lerngruppe die vielen Cafés und Restaurants zu testen. Ihr Lehrer, ein Einheimischer, kannte sämtliche places to be und führte die Schüler aus in die aussergewöhnlichsten Lokale.
Nach drei Wochen waren die Englisch-Kenntisse aufgefrischt; sie war «angekommen». Nun war die Zürcherin bereit für das eigentliche Highlight ihrer Reise. Ihr Partner war inzwischen ebenfalls in Australien eingetroffen — das Abenteuer Ningaloo-Reef konnte beginnen.
Bei einem erfahrenen Guide buchten sie gleich mehrere Schnorchelausflüge, denn wie sie gehört hatten, sollen sich am Ningaloo-Reef besonders viele Wahlhaie tummeln. Pema hatte schon lange den Wunsch gehegt, Seite an Seite mit den friedlichen Riesen zu schnorcheln. Da sie sich hauptsächlich von Plankton und Kleinstlebewesen ernähren, sind sie für Menschen ungefährlich. Sie gelten als die grössten Fische der Welt und bringen es auf eine stattliche Grösse von bis zu 12 Metern. «Wenn man mit ihnen im Wasser ist, merkt man, wie klein man eigentlich ist», sagt Pema. Sie schwimmen ganz nah an ihrem Unterwasserhelden. So nah, dass sie in Ruhe die Punkte auf seinem Rücken betrachten können. Gelassen bahnt sich das faszinierende Lebewesen seinen Weg; vorbei an bezaubernden Korallen zu seinem unbekannten Ziel. Der Einbruch des Sonnenlichts verleiht der Szenerie ihre Magie. Der Guide sichtet jeweils vom Boot aus den «dunklen Fleck» im Meer und weiss genau, wo sie ins Wasser springen müssen. Sie haben Glück und sehen an ihrem ersten Tag gleich mehrere Walhaie. Selbstverständlich ist dies nicht, zumal die Natur ihre Launen hat. Das Erlebte war so eindrücklich, dass sie und ihr Partner es am nächsten Tag gleich wieder erleben wollten. Doch nach dem zweiten Schnorchelgang wurde Pema seekrank. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Zu ihrer grossen Erleichterung hatte sie die Walhaie bereits am Vortag angetroffen.
Etwas enttäuscht, aber nicht weniger erlebnishungrig beschloss das Paar, am nächsten Tag ihr Glück an einem anderen Tauchspot zu suchen: am bekannten Navy Pier bei Exmouth. Dieser Spot gehört weltweit zu den Top Ten-Tauchplätzen und tatsächlich — die Unterwasserwelt ist auch hier atemberaubend. Haie, Schildkröten, Barsche, Rotfeuerfische und viele weitere gefährliche und weniger gefährliche Kreaturen tauchten vor ihnen auf.
Weiter ging die Reise der Küste entlang, wieder in Richtung Süden. Die Landschaft wechselte von karg und trocken zu üppig und grün; dank der zahlreichen Nationalparks und weiten Landschaften hatten sie perfekte Kulissen für lange Wanderungen. In Kalbarri, knapp 600 Kilometer von Perth entfernt, gelangten sie zu ihrer Lieblingsunterkunft: einem Apartment der Pelican Shore Villas mit Sicht auf das Meer und auf vorbeispringende Kängurus. Hier gönnten sich die beiden eine Verschnaufpause von all den Eindrücken — und ein bisschen Zeit für neue Pläne. Denn mit dem Schnorcheln hatte Pema noch nicht abgeschlossen. Den Walhaien am Ningaloo-Reef würde sie auf dieser Reise nicht mehr begegnen. Soviel stand fest. Doch wer weiss, vielleicht kommt es während ihrer nächsten Ferien auf den Malediven zu einem Wiedersehen.
Fotos: Pema Büwang / DER Touristik Suisse AG