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Autorin

Martina Caluori

Martina Caluori ist Texterin, Redaktorin und Projektmanagerin. Sie arbeitet bei und ist Co-Founder von "the communication butler". Wenn sie nicht gerade in Zürich oder Chur schreibt, reist sie um die Welt — mit Stift, Buch und Surfbrett.

Auf die Insel des offiziell erlaubten Nichtstuns, dem Kontinent der Extreme und der Einwanderer — aus der allgemeinen Lust- und Orientierungslosigkeit, dem Überdruss sind sie angekommen, damals in den späten 1960er-Jahren. Hippies, Surfer, Utopisten.

Geblieben sind viele, mehr noch sind gekommen. Die meisten aber kommen und gehen. Zu ihnen gehöre auch ich. 2005 flog ich das erste Mal nach Australien. Damals habe ich mich verliebt, losgelassen hat er mich bis heute nicht; so reiste ich diesen Frühling wieder an das andere Ende der Welt — einzig zu ihm, dem wunderbarsten Ort überhaupt. 
 

Zwei Gitarristen klimpern am Strassenrand, nicht weit entfernt spielt eine junge Frau auf der Mundharmonika, von irgendwoher höre ich jemanden singen. Daneben hieven sich übermüdete Backpacker über die Strasse, gleich Eseln, deren Last zu schwer ist. Gleich neben dem Busbahnhof sitzen Mädchen, die sich die Haare flechten, nicht weit entfernt, an der Ecke Fletcherstreet malt einer mit grau meliertem Hinterkopf wild fuchtelnd farbige Kreise auf eine Wand. Der Duft von Raucherstäbchen steigt mir in die Nase; übertroffen wird er allerdings von einem feuchtheissen, fast stinkenden Geruch, Teer — willkommen in Byron Bay. Am Ende der Johson Street, auf dem Weg zum Strand, dominieren Surfer das Bild: Langhaarige, gut aussehende Jungs in Shorts, mal auf dem Skateboard, auf dem Pickup Van oder zu Fuss, aber sicherlich immer mit Surfbrett unter dem Arm. Die Frauen in knappen, hübschen Bikinis. Auch die etwas ältere Generation differenziert sich der Kernmerkmale nicht. Immer stärker steigt mir eine salzige Brise in die Nase. Nur noch eine kurze Auffahrt hoch und da ist es endlich: das Meer, der Main Beach, «The Wreck», einer der bekanntesten Surfspots dieser Region. Anhalten, aussteigen, Füsse ins Wasser. Der weisse Schaum kräuselt sich um meine Zehen. Unweigerlich kommt die Versuchung auf, den Alltag hinter mir zu lassen. Vielleicht gar keinen mehr zu haben. Freiheit. 
 

Dieses Gefühl hält an, den ganzen Monat, den ich im Städtchen mit 9000 Einwohnern verbringe. Ein alltagsloses Leben mit der Aufgabe zu surfen, zu geniessen, zu sein. Es ist hier einfach, keine Wochen-, dafür viele Sonn-Tage zu haben. Einen Sonntag gibt es nicht, so auch keinen anderen; Tag ist Tag — die Freiheit allgegenwärtig. Freiheit — ohne Zwang zwischen allen Möglichkeiten auswählen und sich nach Lust und Laune zu entscheiden; das Lebensgefühl subjektiver Autonomie. Und autonome Subjekte hat es hier zur Genüge. Kaum an einem anderen Ort trifft man eine so bunt gemischte, lebhafte, spezielle sowie interessante Community. Musiker, Filmemacher, Künstler, Weltenbummler, Immersuchende, Surfer, Spirituelle, Hippies — selbständig, unabhängig, einzig ihrer Selbstverwirklichung unterstellt. Ein Mekka für kreative Persönlichkeiten und alternative Kulturen. Nicht umsonst nennt man Byron Bay die Regenbogenregion oder das spirituelle Zuhause Australiens. Die Menschen mit ihrem künstlerischen Schaffen, den von ihnen bewirtschafteten Lokalitäten, organisierten Festivals und lieblich dekorierten Shops und aufwändigen Märkten bereichern Byron Bay. Die Natur aber macht es richtig reich; an Möglichkeiten und Schönheit. 
 

Regenwald, schroffe Felswände, ein atemberaubender Blick auf das Hinterland, die langgezogenen, feinsandigen Postkartenstrände und das tiefblaue Meer, hervorragender Aussichtspunkt für das Beobachten von Walen und Delfinen, manchmal auch von Haien, Schildkröten und Mantas — das ist Cape Byron, ca. drei Kilometer von Byron Bays Stadtkern entfernt. Findet man den Weg nicht, kennt jeder den Leuchtturm, der mit 22 Metern Höhe auf einer Klippe über Byron Bay thront. Nicht weit entfernt ist the Pass, ein herrlicher Surf- und Badespot. Ob Surfen, Sonnen oder Baden: Zwei Hände reichen nicht, die traumhaften Strände Byron Bays aufzuzählen. Tallows Beach, Wategos, Cosy Corner, Broken Head und White Beach sind nur einige meiner Lieblinge. Irgendwo dazwischen erwischt man mit etwas Glück die Arakwal bei einem ihrer Rituale. Sie sind es, die Ureinwohner Australiens, ein Stamm der Aboriginies, die seit über 22 000 Jahren über diesen Flecken Erde wachen. Boatharbour, Arakwal, Broken oder Brunswick Heads, Moobail, Mount Warning, Nightcap oder Tyagarah, ein Nationalpark für jeden Wochentag. Unberührt, weit, ursprünglich. Auch heute noch ist es das Paradies, das Captain Cook 1770 entdeckte. Und für mich das bezauberndste Stück Land der Welt. 
 

Meine Must Eats&Drinks in Byron Bay

  • Top Shop in Byron Bay: Cool, lässig, entfernt von der Hauptstrasse. Kaffee, Frühstück und Mittagessen — The place to start your day... 

  • Fleet in Brunswick Heads: Die neueste und angesagteste Feinschmecker-Weinbar in der Region. Eine clevere Mischung aus Beton, Stein, Holz, Edelstahl in einem langen, schmalen Raum. 

  • Three Blue Ducks on The Farm at Byron Bay: Eine ganze Menge Liebe, Schweiss und Kreativität wurde in diese ursprüngliche Grünfläche gesteckt, um ein einzigartiges kulinarisches Farm-to-table-Erlebnis zu schaffen. 

  • Rae's Fish Café: Die Aussicht geht einmalig über die Watergoes Beach, das Essen ist hervorragend. Frisch, Fein und nicht nur Fisch. 

  • St. Elmo Dining: Moderne Tapas- und Tellergerichte zum Teilen. Das innovative Menü ist ideal, um in guter Gesellschaft und intimer Atmosphäre zu geniessen. 

  • Beach Hotel: Perfekter Ort für einen Après-Surf. Täglich Live-Konzerte und Live-Übertragung von Surfcontests auf Leinwänden. 

Fotos: iStock, Zoe Gwerder