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Der Strand von Myrtos ist mit Sicherheit einer der schönsten von ganz Kefalonia. Er liegt im Teil Paralia und wird von seinen Besuchern als «Stück des Himmels» bezeichnet. Wer die griechische Insel besucht, sollte ihn unbedingt ganz oben auf die Must-See Liste schreiben. Wir sind in der glücklichen Lage, diesen wunderbaren Ort auch im Winter zu erleben. In meinen Augen ist dies die schönste Jahreszeit. Mein Mann und ich lieben die abenteuerlichen Ausflüge an diesen paradiesischen Ort und das nicht zuletzt wegen den unvergesslichen Picknicks. Die Aussicht ist einfach umwerfend — sogar, wenn vereinzelte Wolken am Himmel treiben. Ein besonders magisches Erlebnis von Myrtos ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.
Wir sassen am Strand als plötzlich der strömende Regen über uns herein brach. Hektisch sammelten wir unsere sieben Sachen zusammen und verstauten dieses im nahe parkierten Auto. Wir beschlossen unseren geplanten Strandspaziergang dennoch fortzusetzen und traten hinaus in den prasselnden Regen. Mit der grauen Wolkendecke über dem Kopf, stapften wir durch den nassen Sand, immer weiter der Küste entlang. Mit jedem Schritt liessen wir einen weiteren Fussabdruck hinter uns. Unsere Blicke fielen auf eine senkrechte Felswand. Im harten Gestein entdeckten wir eine kleine Höhle. Wir setzten uns ins Trockene und lauschten für eine Weile dem Regen und den Wellen. Aus dieser Perspektive hatte ich Myrtos noch nie betrachtet. Ich liess mich von der mystischen und wohligen Atmosphäre dieses aussergewöhnlichen Ortes einhüllen.
Schnee auf einer Mittelmeerinsel? Geht das? Klar. Auf Kefalonia liegt während der Winterzeit auf dem Gipfel des Berges Ainos Schnee. Ein unvergleichliches Bild. Als Husky-Besitzer verspüren wir eine besonders enge Bindung zum Winter. Die Region Ainos ist für uns während der kalten Jahreszeit deshalb wie ein Magnet. Wenn es weiss vom Gipfel glitzert, zieht es uns automatisch in die Höhe. Von Argostoli sind es mit dem Auto ungefähr 30 Minuten. Die Fahrt selbst ist jeweils schon ein grosses Vergnügen. Von oben betrachtet versprühen die umliegenden Landschaften noch mehr Charme.
Der erste Schnee war bereits gefallen und die Strasse zum Gipfel geschlossen. Das konnten wir dem orangen Schild entnehmen. Rund fünf Kilometer mussten wir anschliessend zu Fuss gehen. Dies tat der guten Stimmung allerdings keinen Abbruch. Die Strecke kannten wir bereits wie unsere eigene Hosentasche. Wir stiessen auf einen unbekannten Pfad und schlugen ihn ein, ohne zu wissen, was uns am anderen Ende erwarten würde. Die Abenteuerlust hatte uns gepackt. Der Weg war schmal und schlängelte sich zwischen dicken Bäumen hindurch. Wir versanken schliesslich bis zu den Knien im Schnee. Alles was wir hörten war der eigene Atem und das sanfte Geräusch unserer Schritte. Nach einer Weile lichteten sich die Bäume. Endlich konnten wir einen Blick auf die Insel erhaschen. Allerdings nur beschränkt, denn die Wolken hingen tief und der Nebel verschluckte sämtliche Umrisse. Plötzlich wurde uns bewusst, dass wir mitten im Nirgendwo waren — in der fast unberührten Wildnis. Unser Husky steuerte einen zweiten Pfad an und wedelte fröhlich vor uns hin. Dieser Weg war noch schmaler und schneebedeckter. Eine wunderbare Märchenlandschaft tat sich vor uns auf: Die Bäume um uns herum hüllten sich in ein elegantes Puderzuckergewand und die Schneekristalle funkelten um die Wette. Einige Baumstämme waren auf den Pfad gestürzt. Wir versuchten, uns einen Weg durch den Natur-Parcours zu bahnen. Plötzlich überraschte uns die Sonne. Verlegen blinzelte sie durch die Äste. Wir hatten den ersehnten Pfad zum Gipfel des Berges gefunden. Der Nebel verschwand schlagartig und die hellen, warmen Strahlen prallten ungehalten auf die winzigen Schneediamanten. Der Himmel über uns riss auf und eine hellblaue Farbe blitze uns ins Gesicht. Beim imposanten Anblick des 1628 Meter hohen Ainos verschlug es uns den Atem.
Jeden Tag fühle ich mich wie der glücklichste Mensch auf Erden. Von meinem Balkon aus kann ich direkt auf die Koutavos-Lagune blicken. Stunden lang lasse ich meine Aufmerksamkeit auf das glatte Wasser hinaus segeln und entdecke immer wieder etwas Neues. Die Lagune hat sich zu meiner Kraftquelle entwickelt. Seit wir auf die Insel gezogen sind, gehe ich regelmässig spazieren, meditiere oder lasse mich von der friedlichen Umgebung am Wasser inspirieren. Die Lagune bietet Enten, Möwen und Schwänen einen wunderbaren Lebensraum.
In Griechenland feiern wir im März den Sauberen Montag. Es ist der erste Tag der griechisch-orthodoxen Fastenzeit. Traditionellerweise lassen wir dann unzählige Drachen in den Himmel steigen. Vorausgesetzt die meteorologischen Bedingungen spielen mit. Ich kann mich an einen Sauberen Montag erinnern, an dem das Wetter alles andere als perfekt war. Draussen war es trüb, kalt und der Wind blies uns unbarmherzig um die Ohren. Auf diesen traditionsreichen Tag wollte ich aber einfach nicht verzichten. Mit zwei kleinen Drachen im Gepäck fuhren wir nach Koutavos. Kaum aus dem Haus getreten, verstanden wir unsere eigenen Worte nicht mehr – der Wind heulte uns um die Ohren. Kurz nach unserer Ankunft, begann es auch noch zu regnen. Auf dem Absatz kehrt zu machen kam für uns nicht in Frage. Wir stürzten wie zwei kleine Kinder durch den Dreck. Der Regen prallte auf unsere Gesichter und die kalten Tropfen strömten unsere Wangen hinunter. Endlich liessen wir unsere Drachen in die Luft steigen. Wahrscheinlich waren wir die einzigen Menschen weit und breit, die diesen Sauberen Montag mitsamt all seinen Traditionen feierten.
Fotos: Corina Nika