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Kap der Guten Hoffnung

und guter Trauben
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Autorin

Shirley-Ann Amberg

Nach Abstechern als Model in den Metropolen Mailand und Kapstadt, überdies einigen Jahren im Controlling einer Grossbank, machte Shirley-Ann Amberg ihre Leidenschaft zum Beruf und absolvierte die Ausbildung als Sommelière am Zürichsee, wo sie auch geboren wurde. Neben Wine&Dines und Weinkursen optimiert sie Weinkarten, arbeitet an einem Weinbuch und schreibt freiberuflich Weinkolumnen für diverse Schweizer Zeitschriften und Zeitungen wie die annabelle, 20 Minuten, die Bilanz, die NZZ und den Weinwisser.

Obwohl Südafrika auf eine mehr als dreihundertjährige Weinbautradition zurückblickt, ist südafrikanischer Wein erst seit den 1980er-Jahren international bekannt, da das Land wegen des Beginns der Apartheidära 1948 und der daraus resultierenden Handelssanktionen weitgehend isoliert war.

Südafrikas weltweiter Weinabsatz ist in den letzten zehn Jahren mit einer Absatzsteigerung von 70 Mio. auf rund 280 Mio. Liter beinahe explodiert.

Die Erfolgsgeschichte Südafrikas ist unter anderem geprägt durch die vielfältige Anbieterstruktur der südafrikanischen Weinwirtschaft. Neben etablierten grossen Marken, die sich in den nationalen Weinregalen bewähren, findet man auch ein vielfältiges Angebot an individuellen Weinstilen aus zahlreichen kleineren Weingütern. Derzeit gibt es rund 4400 traubenerzeugende Landwirte. Knapp 400’000 Menschen sind auf den Weingütern und in den Weinkellern Südafrikas angestellt.

Die Dynamik in der südafrikanischen Weinwirtschaft ist sehr optimistisch geprägt, wenn auch die Erstarkung des südafrikanischen Rand (ZAR) die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Exportes und der Kapitalkosten verschärft hat. Trotzdem entstehen jährlich immer neue Weingüter, die sich zum Teil aus den Genossenschaften herauslösen, oder von Quereinsteigern, die ihren Traum vom eigenen Weingut zu verwirklichen wagen. Eine moderne Weinmachergeneration, die nach der Beendigung der Apartheid endlich weltweit Erfahrungen sammeln durfte, kehrt motiviert ans Kap zurück, um das dort bislang brachliegende Potenzial zu nutzen und eine eigene Identität zu entwickeln. Die immer präziser werdenden Erkenntnisse um Böden und Klima verstärken auch in Südafrika die Terroir-Diskussion und die Motivation, die regionalen Besonderheiten in den Weinstilen herauszuarbeiten. Und dies auf den ältesten Böden der Erde.

Seit dem Ende der Apartheid wurden grosse Anstrengungen unternommen, die bisher benachteiligten Bevölkerungsschichten stärker an Grundbesitz und Fachwissen zu beteiligen. Ferner werden für den fairen Handel Mindestpreise festgesetzt, die in Absprache mit den Produzentenorganisationen und unabhängig von den Preisschwankungen zu bezahlen sind. Sie decken sowohl die Produktionskosten ab, die unter menschenwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen entstehen, als auch die alltäglichen Lebenshaltungskosten.

Seit 2005 werden Weine aus fairer Erzeugung angeboten. Fairtrade ist eine weltweite Bewegung, die von den am stärksten benachteiligten Akteuren der Lieferketten gleichberechtigt mitgetragen und mitgestaltet wird: den Kleinbauern und Arbeitern im globalen Süden. Weine mit dem Fairtrade-Siegel sind eine sinn- und genussvolle Ergänzung für jedes Weinsortiment, und die Käufer können sicher sein, dass sowohl die Erzeuger als auch die Weinbergarbeiter mit ihren Familien von ihrer Arbeit leben können. Und Kunden, die nicht wissen, was ihnen schmeckt, erfahren durch den Kauf von Fairtrade-Wein zumindest einen bestimmten Gewissens- und Seelenfrieden. Ist der Wein als Geschenk oder für einen Anlass gedacht, zeigt dies ein soziales Statement.

Heute gibt es in Südafrika rund 50 Fairtrade-zertifizierte Weingüter; und alle haben es sich zum Ziel gesetzt, nicht nur wunderbaren Wein zu keltern, sondern auch Südafrika zu einem besseren Ort zu machen. Im am westlichen Kap gelegenen Breedekloof Valley wurde das Projekt «Fairtrade Wein» auch vom Produzenten dieses Chardonnays gestartet. Erfolgreich erfüllt der Wein nicht nur geschmackliche Ansprüche, sondern auch alle Standards von Max Havelaar. «Die Standards erfüllen» klingt bei weitem nicht so grandios, wie es wirklich ist, denn durch die Fairtrade-Prämie konnte bereits eine Tagesschule für die Bauernfamilien aus dem Valley eingeweiht werden. Die Schule fördert so nachhaltig die Entwicklung der Region. Konkret bedeutet dies für über 200 Kinder und ihre Familien:

  • eine betreute Kindertagesstätte

  • eine Primarschule samt Bibliothek

  • ein Computercenter, dessen 50 PCs auch für Studierende und Bauern zugänglich sind

  • ein Bibliothek-Truck mit Büchern, Computern und Internetzugang

Für die entlegenen Dörfer:

  • zwei Mahlzeiten pro Tag für die Kinder

  • Krankenzimmer für Schulkinder und Betagte aus der Gegend

  • Stipendien für die Jugendlichen aus dem Tal

Dieser charaktervolle, intensive Wein zeigt eine wunderschöne, knackige Fruchtigkeit mit Pfirsich- und Zitrusnoten. Im Mund ist er voll, weich und sehr trinkanimierend. Easy-to-drink, wie man in Südafrika sagen würde.

Text & Bilder: Shirley-Ann Amberg