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Auf der japanischen Halbinsel Kii kann man beim Wandern und im erholsamen Schwefelbad herrlich ausspannen. Mönche und Schreine spielen hier die Hauptrolle. In den Nebenrollen: Geister und eine meterlange Schlange. Nach der Millionenstadt Tokio eine willkommene Abwechslung.
Eins, zwei, drei. Ich versuche mich zu konzentrieren. Eins zwei drei. Vogelgezwitscher — ich muss weiter zählen. Eins zwei drei. Atmen nicht vergessen. So geht das eine halbe Stunde weiter. Meine erste Meditationsstunde im Eko-in-Tempel in Koyasan beruhigt mich innerlich wie ein heisses Bad nach dem Joggen. Nur geht die Ruhe nicht vom erschöpften Körper, sondern vom Geist aus. Eins, zwei, drei. Das fixiert sein auf eine Sache, das mit halbgeöffneten Augen konzentrierte Zählen. Nach der Reizüberflutung in Tokio ist Koyasan, der Berg wo sich Tempel an Tempel reiht, genau das, was ich brauche.
Mit einer Drahtseilbahn, wie wir sie in der Schweiz kennen, geht es von Hashimoto auf den 800 meterhohen Berg Koyasan hinauf. Der Himmel verfärbt sich, wird zu einem purpurnen Farbspektakel. Es ist noch früh am Abend. Doch im Dorf, welches hauptsächlich aus ungefähr 100 Tempeln besteht, ist es ruhig. Abends um sieben Uhr mutiert Koyasan zu einer Geisterstadt. Wir haben noch Hunger, die Nahrungsbeschaffung ist aussichtslos; es gibt nur einen Getränkeautomaten, wie man ihn in Japan an jeder Ecke findet. Die Dunkelheit und die Totenstille — ich sehe schon Geister vor mir, die hungrig aus dem Riesenfriedhof Okunoin auf uns zu kommen. «Ach, du hast zu viele Filme gesehen», winkt mein Freund ab. Ein bisschen unheimlich ist es auf dem heiligen Berg schon, der im Jahre 816 von Kobo Daishi, dem Gründer der buddhistischen Shingon-Sekte, wegen seiner geografischen Lage gewählt wurde. Der auf 800 Metern über Meer gelegene Ort ist von acht Gipfeln umgeben, die Senke gleicht in ihrer Form einer Lotusblüte die sich entfaltet. Als wir unser Zimmer betreten, verfliegt meine Angst.
Im Tempel gibt es drahtloses Internet. Im Zimmer steht ein Fernseher. «Die Männer langweilen sich», erklärt uns der junge Mönch Nobu, der uns den streng ritualisierten Ablauf der nächsten Tage erklärt. Unser Zimmer mit Blick auf den Garten könnte aus einer Filmszene des japanischen Altmeisters Akira Kurosawa entsprungen sein. Die Symmetrie, die Liebe zum Detail spiegeln sich nicht nur in der Architektur der Räume, sondern auch im Essen wider. Schiebetüren schaffen Raum, dezente Ornamente sorgen für Eleganz, wie es sich bei einem Ryokan, einem traditionell eingerichteten Hotel, gehört. Allerdings bin ich ein bisschen überrascht. Der Tempel ist wie ein Hotel. Ausser dass wir bei Zeremonien dabei sein und Ritualen folgen können. Die Mönche verdienen an den Zimmern. Was würde wohl Kobo Daishi, der Gründer Ihrer Sekte dazu sagen?
Um halb sieben Uhr morgens geht es los mit der Zeremonie im Tempel. Drei Mönche sitzen im Schneidersitz vor uns und beten. Dank dem monotonen aber angenehmen Sprechgesang in Kombination mit Weihrauch falle ich in einen Halbschlaf. Der Gedanke an das Frühstück danach verhindert, dass ich ganz einschlafe. Misosuppe, Seetang, Lotusgemüse, Reis, Tofu und Tee. Wunderschön assortiert, doch als Verfechterin von Cappuccino und Croissant frühmorgens, habe ich meine Mühe. Am Nachmittag wird meditiert. Nobu erklärt uns, dass einzelne Gedanken versuchen werden, uns vom Zählen abzubringen. Diese sollen wir wie Bäume, die Teil eines grossen Waldes sind, betrachten. Natürlich bleiben meine Gedanken beim Wald hängen. Und weil es so unheimlich still ist, denke ich sogleich wieder an die Geister von gestern Abend. «Sie sind nicht so wichtig, deshalb sollten wir ihnen keine Beachtung schenken,» höre ich Nobu sagen. Nicht so wichtig, sage ich auch zu mir selbst. Konzentriere mich auf die Atmung, wie ich es vom Yoga kenne und beginne zu zählen. Eins, zwei, drei. Nach gefühlten zehn Minuten, die in Wahrheit eine halbe Stunde waren, fühle ich mich ausgeruht. Die richtige Verfassung, um den Friedhof zu besuchen.
Das Geräusch gleicht einer Horde galoppierender Pferde. In Wahrheit sind es die Schüler der Shingon-Schule, die in ihren hölzernen Geta, eine Art Flip Flop mit Erhöhung, an uns vorbeihasten. Sie sind auf dem Weg zum Friedhof, wo ihr Gründer, Kobo Daishi und tausend andere Seelen ihren Frieden fanden und auf die Rückkehr des Buddha warten. Ich bin beeindruckt, wie die kahl rasierten Mönche in ihren orangen Roben über die teilweise nassen und mit Moos bedeckten Pflastersteine schnellen. Der imposante Eingang mit den meterhohen Zedern ist der Eintritt in eine Welt, in der sich allerlei Buddhastatuen mit Lätzen und Strickmützen aneinanderreihen. Diese sehen manchmal richtig niedlich aus. Vor dem Schrein des Sektengründers bleiben die ungefähr 30 Mönche stehen. Ihr Sprechgesang, den Sie von einem Büchlein ablesen, könnte hungrige Geister herbeirufen, denke ich. Ach Quatsch, sage ich zu mir selbst und fange an mitzusummen.
Das Wetter verschlechtert sich. Es wütet und stürmt draussen. Der Taifun Phanfone hat auch den Tempel-Berg nicht ausgelassen. Trotz beängstigenden Böen und Regenmassen, die auf die Dächer prasseln, fühle ich mich im fundamentlosen Tempel aus Holz sicher. Auf die viertägige Wanderung von Takahara nach Hongu, die ein Teil der 1000-jährigen Pilgerroute namens Kumano Kodo abdeckt, freue ich mich wie ein Mönch der endlich auf Reisen gehen kann.
Am nächsten Morgen überrascht uns im Organic Guesthouse eine einmalige Aussicht. Vom Bett aus sehe ich auf ein grünes Bergpanorama. Wer will da schon aufstehen. Die Form des Fisches könnte als Croissant durchgehen, denke ich. Und mit dem Grüntee kann ich leben. Mit Schirm, der auch als Stock dient, begeben wir uns auf die Route, die seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Wir gehen durch dichten und grünen Wald, immer wieder ist ein kleiner Schrein oder eine Buddhastatue anzutreffen. Diese erzählen von Pilgern, die auf der Strecke blieben oder erleuchtet wurden.
Nach fünf Stunden auf und ab bin ich der Trance nahe. Die Strecke ist nicht aufregend. Ich nutze die Zeit, um mich wie beim Meditieren nur auf eine Sache zu konzentrieren. Auf die nächsten Schritte. «Aaaaah!» schreie ich. Eine meterlange Schlange holt mich wieder zurück. Ich wäre beinahe auf das graue Reptil getreten, das sich mitten auf dem Pfad gesonnt hat. Der Schirm dient mir ab sofort um weitere Kriechtiere zu verscheuchen. Natürlich denke ich jetzt bei jedem Tritt nur noch an sie. «Die mit dem runden Kopf sind nicht giftig,» erklärt uns Kenji. Er und seine Frau Shizuka führen ein Minshuku, ein Bed and Breakfast, in dem wir übernachten. Kenji war Lehrer und ist nun leidenschaftlicher Koch. «Ich hatte noch niemanden aus der Schweiz hier!», sagt er und schwärmt sogleich vom Käse. Er serviert uns traditionelles Sushi aus der Region, einen Sukiyaki-Eintopf mit Gemüse und Fleisch, der mit einer Soya-Sake-Sauce daher kommt. Hausmannskost, die wir nicht so schnell vergessen werden. Auch weil es zum Frühstück an Stelle von Fisch und Reis Spiegeleier und Speck gab. Die alten Pfade des Kumano Kodo schlängeln sich nicht die Berge hoch, wie es modernere Wanderwege bei uns tun, sondern führen senkrecht hinauf und wieder hinunter. Nach der Anstrengung wird man aber stets belohnt. Denn nach dem Pilgern wird im heissen Wasser gebadet.
Schwefelgeruch steigt auf. Wir sind in Yunomine Onsen angekommen. Es ist der zweitletzte Stopp vor dem Ende unserer Wanderung. Natürliche, heisse Quellen, sogenannte Onsen, sind Teil der grossen Badekultur in Japan. Mit dem Wissen, dass ich nach jeder Wanderung ins heisse Bad steigen kann, konnte mich mein Freund für die alte Pilgerroute begeistern. Am letzten Tag schüttet es vom Himmel. Der letzte aller Schreine befindet sich vor einem 133 Meter hohen Wasserfall und ist der Endpunkt der Pilger. Eine rote Pagode, Nebelschwaden die vorbeiziehen und der Duft von Weihrauch in der Luft. Mit dem Schirm steigen wir hoch zum letzten aller Tempel. Die Regenwolken verziehen sich. Auf ein heisses Bad, darauf freue ich mich jetzt. Und auf einen Cappuccino erst. Darin ertränke ich dann sämtliche Gedanken an Geister und Schlangen.
Fotos: Claudia Müller
Takahara Lodge Organic Hotel
Im Organic Hotel sind Zimmer und Bad stilvoll eingerichtet und einmalig gelegen. Atemberaubend: vom Bett oder Thermalbad aus den Blick auf die Bergkette geniessen.
Minshuku Irorian in Nonaka
Kenji und seine Frau Shizuka servieren in Ihrem Minshuku Irorian Hausmannskost, die Restaurants in Tokio oder Kyoto in den Schatten stellen. Wunderschönes geräumiges Zimmer, sympathische und weltoffene Gastgeber.
Yoshinoya Ryokan in Yunomine Onsen
Lust auf ein Schwefelbad unter freiem Himmel? Im Yoshinoya Ryokan in Yunomine Onsen kann man nach dem Wandern herrlich ausspannen.
Hotel Urashima in Katsuura
Das verrückte Hotel Urashima in Katsuura mit sieben verschiedenen Bädern punktet mit einer spektakulären Aussicht vom Zimmer oder Bad auf Klippen und Ozean.