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Letztes Jahr, während meiner halbjährigen, unbezahlten Ferien in Bali, habe ich beschlossen, Surfen zu lernen. Ich wollte etwas Neues ausprobieren. Raus aus dem Alltag, rein ins Meer. Wer hätte gedacht, dass meine Auszeit in diesem kleinen Paradies so viel mit mir machen würde? Bali ist dafür der perfekte Ort. Es gibt unzählige Surfspots, von einfachen Beachbreaks für Anfängerinnen bis zu anspruchsvollen Reefbreaks für Fortgeschrittene. Für jedes Können formt sich auf Bali irgendwo die perfekte Welle. Im Line-up wärmt die Sonne den nassen Rücken, und die Stimmung ist ruhig und unaufgeregt. Alle sind hier, um zu lernen, zu lachen oder einfach für einen Moment tief mit dem Ozean verbunden zu sein.
Mein Spot war der Kedungu Surf Shack, ein kleiner, sympathischer Ort an der Westküste. Jeden Morgen klingelte mein Wecker um fünf. Noch im Halbschlaf schnappte ich mir mein Board, band es auf den Roller und machte mich auf den Weg zum Strand. Der Himmel war noch dunkel, die Luft frisch, und überall roch es nach Meer und Räucherstäbchen. Am Shack wartete mein Coach Silo. Ein Typ, wie man ihn auf Bali oft trifft – ruhig, entspannt und mit einer ansteckenden Gelassenheit. Er hat mir das Surfen von Grund auf beigebracht. Nicht nur die Technik, sondern auch das Verständnis dafür, was da draussen eigentlich passiert. Am Anfang denkt man, es gehe ums Stehen auf dem Brett, aber eigentlich geht es ums Zuhören – auf das Meer, auf sich selbst.
Jeden Morgen standen wir am Strand und beobachteten die Wellen. Das Meer hat Charakter, es kann freundlich und ruhig sein, aber auch launisch und fordernd. Silo übernahm das Kommando: Ob wir rausgingen oder lieber warteten, überliessen wir seinem Instinkt. Wenn die Bedingungen passten, paddelten wir raus in den schäumenden Ozean. Zehn bis fünfzehn Minuten lang, manchmal gegen Wind und Strömung, machten wir uns unbeirrt auf den Weg zum perfekten Ausgangspunkt. Draussen auf dem Wasser veränderte sich alles. Ich sass auf dem Brett, schaute zum Horizont und hörte nur das Meer. Das Gefühl, die angepeilte Welle richtig zu erwischen, war unbeschreiblich. In diesem Moment der Euphorie spürte ich, wie ich Teil des Meeres wurde. Die Gedanken klar und fokussiert, während der Körper die Herausforderung mithilfe des blitzartig ausströmenden Adrenalins zu meistern versucht. Ein kurzer, intensiver Moment, der für immer unvergessen bleibt. Man lernt loszulassen, sich der Natur hinzugeben und gleichzeitig den körpereigenen Instinkten zu vertrauen.
Was das Ganze noch aussergewöhnlicher machte, waren die Menschen, die ich traf. Im Wasser kamen Leute aus der ganzen Welt zusammen. Surfbegeisterte aus Australien, Japan, Brasilien, Frankreich, den USA und der Schweiz vereinten sich Ozean: Man teilte für einen Bruchteil des Lebens die gleichen Momente, half sich gegenseitig aus, lachte miteinander, und wir verstanden uns oft ohne viele Worte.
Nach der Session ging es gemeinsam zurück zum Shack, müde, aber glücklich. Man erzählte, wie es gelaufen ist, lachte über kleine Pannen – wie an dem Tag, als mir jemand versehentlich über den Fuss gefahren war und ich dachte, ich hätte mir den Zeh gebrochen. Diese kleinen Missgeschicke gehören einfach dazu. Dann sitzt man dort, trinkt einen Kaffee, trocknet in der Sonne und schaut aufs Meer und startet beseelt mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl und mit viel Vorfreude in den Tag. Diese morgendlichen Sessions wurden schnell zu meinem Ritual. Ich habe gelernt, dass Surfen nicht nur ein Sport ist, sondern auch eine Art, den Tag zu beginnen – fokussiert, ruhig und im Einklang mit der Natur.
Bali hat mir gezeigt, dass man beim Surfen nie auslernt. Selbst die erfahrensten Surferinnen und Surfer dort fallen noch ins Wasser und lachen darüber. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern einfach draussen zu sein, im Moment zu leben und die Launen der Natur zu respektieren. Heute, wenn ich an Bali denke, erinnere ich mich an diese frühen Morgen, an das Salz auf der Haut, das Gefühl nach einer guten Welle – und daran, wie frei man sich dort fühlt.
Text & Bilder: Dardan Demaj
Erstveröffentlichung: November 2025