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Ein Herz für Tiere in Costa Rica

Grosse Gefühle im Land, das auch ein Zoo ist
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Autorin

Evelyne Owa

Im Nachtzug durch Ägypten ruckeln, auf einer Gulet die türkische Küste umsegeln oder ein Flussbad in Nigeria nehmen? Die Winterthurerin ist der beste Beweis, dass das auch mit einer fünfköpfigen Familie geht.

Klein aber oho: Costa Rica ist nur wenig grösser als die Schweiz — und ist mit einer Naturvielfalt gesegnet, die ihresgleichen sucht. Kaum ein Reiseziel eignet sich derart gut, dem Entdeckertrieb freien Lauf zu lassen. Eine tierische Reise mit wundersamen Bekanntschaften. 
 

Sonnenbad in wilder Gesellschaft

Wo sind die schönsten Strände, an der Pazifik- oder an der Karibikküste? Und wo begegne ich am ehesten wilden Tieren? Diese Fragen beschäftigen mich, bevor ich Costa Rica zum ersten Mal betrete. Gut, dass ich nach meiner Ankunft in San José ziemlich bald mal einen Minibus schnappe, der mich aus der unspektakulären Hauptstadt bringt — Big City Life sieht anders aus. Gut auch, dass ich mich für die Pazifikseite entscheide. Hier reiht sich eine Traumbucht an die nächste, mit weiten Sandstränden, gesäumt von dichter Vegetation und Anhöhen mit herrlichen Aussichtspunkten. Sámara heisst die erste Station, die ich nach gut fünf Stunden erreiche. Das kleine Küstendorf auf der Halbinsel Nicoya lässt mein Herz für Tiere höher schlagen: Hier wimmelt es von nicht einmal so wilden Kreaturen. Beim Frühstück bedient sich ein adretter Vogel mit rot-goldenem Kopf und schwarz-weiss gesprenkelten Flügeln und Rücken von meinem Müsli. Gerne würde ich mich schlau machen, um welche der rund 830 einheimischen Vogelarten es sich bei diesem Prachtsexemplar handelt, verschiebe die ornithologische Recherche jedoch auf später. Zuerst muss nämlich der Strand in Augenschein genommen werden. Menschen gibt es hier trotz idyllischsten Verhältnissen kaum. Auch hier geniesse ich tierische Gesellschaft: Auf einem Holzstamm absolviert ein grosser Leguan sein Sonnenbad, scheinbar genauso behaglich wie ich. Zurück im Hotel beobachte ich eine Klammeraffenfamilie mit allerliebstem Mininachwuchs, die sich in den Bäumen vor meinem Zimmer verköstigt.

Kein Tag vergeht ohne neue tierische Bekanntschaften: Auf einer Bootstour auf dem Meer spüren wir Buckelwale auf und staunen über die enormen Ausmasse der lebhaften Meeressäuger. Bei einem Spaziergang durchs Dorf traben scheinbar herrenlose Pferde an mir vorbei. Einmal wandere ich zur Nachbarbucht, wo unzählige Schildkrötennester im Sand schlummern. Schildkröten sehe ich keine, doch begegne ich auf dem Weg dorthin einem Gürteltier — eine höchst seltsame Kreatur, die mich an ein Fabelwesen erinnert. In meinem Kopf schwirrt eine Comicfigur namens Armadillo herum, die mir in Kindheitstagen mal begegnet ist. Jetzt lerne ich, dass dies das spanische Wort für das spezielle Säugetier ist.

Pura Vida und Gallo Pinto

Bald schon hat Pura Vida, die costaricanische Entspanntheit, die zum Landesmotto geworden ist, vollständig Besitz ergriffen von mir. Ich lebe in den Tag hinein, stärke mich am Morgen wie die Einheimischen mit «Gallo Pinto», Reis, schwarzen Bohnen, Rührei und Toastbrot, erkunde mit dem Velo die Gegend und treffe mich mit neuen Bekanntschaften in lässigen Strandbars, wo ich die Füsse im Sand verbuddle und Piña Colada schlürfe. Nachts wird in der Disco zu Reggaeton und Merengue getanzt und geflirtet. Etwas Langärmliges brauche ich hier nie: Das Klima ist, wie ich es liebe, tagsüber etwas über 30 Grad und nachts kaum unter 25 Grad, angenehme Luftfeuchtigkeit.

Freiluft-Spa

So schön und entspannt es in Sámara ist, irgendwann habe ich das beständige Meeresrauschen satt und meine Neugier treibt mich weiter. Ich will die Highlights von Costa Rica sehen — und davon gibt es viele. Mein Plan: ins Landesinnere, zum Nebelwald von Monteverde, von dort aus zum aktiven Vulkan Arenal und dann rüber an die Karibikküste, in den Tortuguero-Nationalpark, der nur per Boot oder Flugzeug erreichbar ist. Ich buche mir einen Platz im Minibus und erreiche in wenigen Stunden Santa Elena, Ausgangspunkt für alle Unternehmungen in der Region Monteverde. Die Gegend ist hügelig, auf rund 1500 Metern über Meer — und überrascht mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern. So reite ich am einen Tag hoch zu Ross über warme Wiesen, lasse mir die Kaffeeproduktion erklären und bewundere den Ausblick ins Tal, am nächsten Tag tauche ich wandernd in eine grüne, frische Wunderwelt ein, welche sämtliche Sinne beflügelt. Pflanzen in allen Formen und Grössen wachsen in alle Richtungen, bedeckt von Farnen und Moosen, dazwischen blühen Bromelien und Orchideen. Am Wegrand entdecke ich eine Vogelspinne, ein Pekari-Schwein huscht durchs Gebüsch, ein Wasserfall rauscht — ansonsten regiert die Stille. Keine tierischen Urwaldgeräusche, sondern wohltuende Stille. Das Beste aber: die Luft! Sie ist so aromatisch, so sauerstoffreich, dass ich das Atmen plötzlich als Wellness empfinde. Sie macht mich hellwach und schärft mein Bewusstsein für die einzigartige Schönheit, die mich umgibt. 
 

Hot Springs und Feuerbälle

Die Rückkehr nach Santa Elena ist wie Aufwachen aus einem fantastischen Traum. Ich will weiter — La Fortuna beim Vulkan Arenal ist das nächste Highlight meiner Reise. Vorbei an schweizerisch anmutenden Kuhweiden fährt das Büschen zum Lago Arenal, dem grössten Binnensee Costa Ricas. Von weitem sehen wir den majestätischen Vulkan, der sich entgegen allen Befürchtungen nicht wolkenverhangen, sondern im gleissenden Sonnenlicht und mit blauer Himmelskulisse präsentiert. Auch auf dem Boot, das mit uns über den See tuckert, bleibt uns der Anblick erhalten.

La Fortuna liegt am Fuss des Arenals und ist ein touristischer Hotspot. Hier sprudelt heisses, natürliches Thermalwasser in hübsch angelegte tropische Badelandschaften, man kann sich in Spas einer Generalrevision unterziehen oder Adrenalinschübe auf Extrem-Wasserrutschen geniessen. Darüber hinaus lockt ein grosses Angebot an Outdoor-Aktivitäten, vom River Rafting bis zum Klettern im Hochseilgarten und natürlich Touren zum Arenal. Ich entscheide mich für Entspannung in den Baldi Hot Springs und eine abendliche Vulkantour, auf der ich über erkaltete Lavabrocken aus dem Jahr 1992 klettere, den dramatischen Sonnenuntergang über dem Arenalsee und knallfarbige Frösche fotografiere und bei Dunkelheit die Feuerbälle beobachte, die den Abhang herunterkullern. Ein Naturspektakel, das mich ganz ehrfürchtig werden lässt.

Abschluss im Dschungel

Per PW geht die Reise weiter Richtung Karibik, vorbei an kleinen Dörfern und ausgedehnten Bananenplantagen. Irgendwann muss ich umsteigen: auf einen kleinen Kahn, der mit Bananen beladen ist. Immer tiefer hinein in den Dschungel geht die Fahrt auf dem Rio Suerte, bis ich schliesslich in einem schnuckeligen Dörfchen, der letzten Station meiner Reise, ankomme: Tortuguero, mitten im gleichnamigen Nationalpark an der Karibikküste. Der Ort liegt auf einem schmalen Landstreifen zwischen Meer und einer Lagune und ist auf dem Landweg nicht erreichbar. Die Natur rundherum: ein weit verzweigtes Flusssystem und tropischer Regenwald. Nomen est omen — es schüttet zeitweise wie aus Kübeln. Trotzdem mache ich mich auf, den Dschungel auf einer Bootstour zu erkunden. Tiere müssen wir nicht lange suchen: Schildkröten ruhen auf Ästen im Wasser, ein Alligator schwimmt unbeirrt vorbei, in den Bäumen hängen Faultiere und turnen Äffchen.

Zum Abschluss meiner Reise durchs Tierparadies will ich nun endlich meine ornithologische Recherche nachholen. Bei einem erneuten Regenguss flüchte ich mich ins Internetcafé und finde ihn: den Hoffmannspecht. Mit ihm habe ich mein Frühstücksmüsli geteilt — meine erste tierische Bekanntschaft in Costa Rica, damals in Sámara.

Fotos: iStock, Thinkstock, Sundayphoto, Ara Tours, Daniel Eurenius