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Bolivien

Wo einem die Luft weg bleibt
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Autorin

Claudia Müller

Claudia Müller wuchs in Schaffhausen und der italienischen Hafenstadt Genua auf und ist nun in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam zu Hause. Gute Filme sowie der italienische Schauspieler Marcello Mastroianni, la Dolce Vita und feine Focaccia – für die sie sogar einen Kurs in Italien absolviert hat – können die Autorin begeistern. Sie war lange für den Ringier Verlag und die Schweizer Familie Online tätig. 

Extreme Bedingungen schaffen Ausserordentliches: Die Höhenunterschiede Boliviens bringen mich körperlich an meine Grenzen. Ich entdecke die magische Wirkung von Coca-Tee und stürze ein scharfes Gericht runter, ohne zu blinzeln. Das macht mich in den Augen der Einheimischen zur Amazone.

Warum ist mir schlecht? Ich stehe auf. Gehe im Bus rauf und runter. Halte mich immer wieder an den Stuhllehnen fest. Blicke nach unten. Ich glaube, ich muss mich gleich übergeben. Die Höhe macht mir zu schaffen. Trotz regelmässiger Winterferien in den Schweizer Alpen — Die 4000 Meter spüre ich jetzt bei jedem Atemzug. «Hier können sie aussteigen für ein wunderschönes Panoramafoto der Stadt», sagt der Busfahrer. Kreideweiss steige ich aus und stehe am Strassenrand. Unter mir erstreckt sich die höchstgelegenste Hauptstadt der Welt. La Paz liegt mir zu Füssen und mir bleibt die Luft weg. «Probier das hier», sagt ein Bolivianer neben mir und reicht mir einen Becher. Ich nehme einen Schluck des bitteren Getränks, welches ich die nächsten Tage literweise trinken werde. Mate de coca, der Tee aus Kokablättern kann die Höhe auch nicht wettmachen. Aber er macht sie erträglicher. Die Blätter machen wach und liefern Energie. Ideal für die nächste Etappe. Eine Strecke, auf der alle paar Meter Kreuze an tödlich Verunglückte erinnern.

Downhill in Bolivia

Wir sind mit den Velos unterwegs auf der Strasse des Todes. Sie war bis 2006 die einzige Verkehrsachse zwischen Coroico und La Paz und verdankt ihren grausamen Namen dem Umstand, dass hier jährlich rund 300 Menschen abstürzten. Der Weg ist keine drei Meter breit und ich bin froh, dass wir nicht mit dem Bus unterwegs sind. «Nicht zu schnell fahren und langsam bremsen», sagt unser Tourguide. Die Yungas-Strasse ist wegen ihres gefährlichen Rufs zur Touristenattraktion geworden. «Downhill in Bolivia, awesome!», sagt Dave. Ein Australier, der es kaum erwarten kann, die 69 Kilometer lange Strecke abzufahren. Mir bleibt die Luft weg beim Anblick des leitplankenfreien Weges, an dessen Rand es 600 Meter steil in den Abgrund geht. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit schwitze ich vor mich hin, meine Hände sind verkrampft. So fest es geht, halte ich mich am Lenker, sprich an den Bremshebeln fest. Trotzdem rutsche ich immer wieder ab. Schweissperlen werden zu Megatropfen. Nur noch 40 Kilometer. Dann sind wir alle Machos.

Ich werde zur Amazone

Ich sitze vor einem Steak mit gekochten Eiern, Zwiebeln, scharfer Paprika, Tomaten, Oliven, Mayonnaise, Ketchup und Pommes-Frites. «Wer ein richtiger Macho ist, der isst den ganzen Teller», sagt Gastgeberin Carla. Sie ist aus den Niederlanden nach Coroico gezogen und hat sich mit dem eigenen Pub einen Lebenstraum erfüllt. Meine Hände zittern, als hätte ich einen Presslufthammer gehalten. Die unebene Oberfläche der Strasse des Todes sitzt mir noch in den Knochen; noch immer schwitze ich heftig. Es ist tropisch in Carlas Garden Pub und dennoch will ich mir nach dem zweistündigen Ritt das Gericht namens «Pique de Macho» nicht entgehen lassen. «Wenn der Mann nach einer langen Nacht nach Hause kommt, dann kocht ihm die Frau die deftige Mahlzeit. Je betrunkener der Mann, desto schärfer das Gericht», erklärt sie. Ich schlinge es herunter, worauf sie feierlich meint: «Jetzt bist du eine Amazone!». 

Die Gegend, in der Carla lebt, ist besonders für ihre Früchte bekannt. Neben den Bananen und Papayas die man einfach vom Baum pflücken kann, wächst hier auch Kaffee. Den kann ich nach diesem deftigen Essen gut gebrauchen. Auf der Hängematte im Patio döse ich vor mich hin.

Uyuni – im Reich der Giganten

Ich stehe vor der grössten Salzwüste der Erde und habe plötzlich wahnsinnigen Durst. Als müsste ich kompensieren, was seit 40 000 Jahren nicht mehr da ist. Der riesige Minchin-See. Es ist so hell. Ohne Sonnenbrille erblindet man hier schnell. «Kennt ihr Salvador Dalis Bild mit den Elefanten?» fragt uns der Tourguide Roberto. «Er ist einer der wenigen, der die Landschaft realistisch dargestellt hat», scherzt er. Dalì war nie in der Salar de Uyuni. Die gigantischen Monsterkakteen auf einer Insel inmitten dieser riesigen Fläche, die sogar vom Mond aus zu sehen ist, wirken wie aus dem All gefallen. Die rosa Flamingos, die sich vor dem von Mineralien gefärbten Lago Colorado tummeln, könnten mit ihren langen dünnen Beinen wirklich aus Dalìs Pinsel stammen.

Der Gegend haftet etwas Surreales an und beim Anblick läuft mir seltsamerweise das Wasser im Mund zusammen. Als wir dann noch ein ganzes Hotel aus Salz betreten, muss ich etwas essen. Die eiweissreichen Samen, die bis auf 4500 Meter Höhe anspruchslos gedeihen, essen die Bergvölker schon seit tausenden von Jahren. Quinoa — bei uns total hip, in Uyuni ein Getreide, das schon von den Inkas als heilig angesehen wurde. Unser letzter Stopp der dreitägigen Tour mit dem Jeep hätte Dalì sicherlich gefallen. Vor uns ein riesiger Stein, der durch Sandstürme und Regen eine Baumform angenommen hat. Mir wird schwindlig. Wenn dieser Gigant doch nur ein echter Baum wäre, denke ich. Dann hätte ich endlich genügend Sauerstoff.

Fotos: Claudia Müller, DER Touristik Suisse AG

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