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California Desert Hotspots

Ein Ort, so verlassen und faszinierend wie eine Mondlandschaft

Pechschwarzer Himmel

Zum ersten Mal reiste ich vor zwölf Jahren in die kalifornische Wüste. Ich besuchte eine Freundin, die sich gerade ein Haus in 29 Palms im Joshua Tree National Park gekauft hatte. Im Niemandsland. Ein Ort, so verlassen und faszinierend wie eine Mondlandschaft. Wir spazierten durch den trockenen Sandhügel, an dicken Felsbrocken vorbei, blickten auf die unglaubliche Weite und spürten die Kraft der Stille. Nachts lagen wir in Decken eingehüllt auf Liegestühlen und starrten an den pechschwarzen Himmel mit den funkelndsten, hellsten Sternen, die ich je gesehen hatte. Zwischendurch hörte man von weitem einen Wolf heulen. Es war unglaublich magisch. Und nie habe ich die Grossartigkeit von Natur mit so überwältigender Intensität gespürt wie hier. Seither hat mich die Wüste nicht mehr losgelassen. Immer wieder gehe ich hin, um die Stärke und gelassene Abgeklärtheit zu spüren, die die Wüste vermittelt. Mit der Zeit habe ich entdeckt, dass es ausser der atemberaubenden Landschaft kulturell viel Spannendes zu entdecken gibt. 

Frey House II

Palm Springs, die Spielwiese der Stars aus Hollywoods Golden Age, ist ein Mekka für Mid-Century-Modern-Architektur. Zu den prägenden Figuren gehört der Architekt Albert Frey (1903 - 1998), der in den 1930ern aus der Schweiz nach Palm Springs emigrierte und dem Ort mit dem Bau von rund 200 Gebäuden seinen Stempel aufgesetzt hatte. Seine langjährige Residenz, das Frey House II aus den 1960ern, ist eine der grossen Architekturikonen Kaliforniens. Das Haus liegt hoch eingebettet im Jacinto Mountain und hat einen atemberaubenden Blick auf das Coachella Valley. Das Haus besticht durch seine kompakte Funktionalität und durch die riesigen, stahlgerahmten Fensterfronten, die die Grenzen zwischen dem Inneren des Hauses und der Landschaft draussen aufheben. Ein aussergewöhnlicher Blickfang ist der ins Haus integrierte Felsbrocken, der Schlaf- und Wohnzimmer trennt. Besichtigungen über psmuseum.org.

Pioneertown

In Pioneertown, einem Schauplatz für Westernfilme aus den 1940ern, lebt der Wilde Westen heute noch. Die meisten Gebäude sind noch erhalten und überlebten sogar die Feuersbrunst von 2006. Pioneertown ist eine Reise zurück in die Welt der alten Hollywood-Western. Ein Besuch zu Pappy & Harriet’s Palace, dem «Saloon» von Pionieertown, ist ein Muss. Hier kann man an der Bar nicht nur nach guter alter Wildwest Manier einen Drink und ein paar Happen vertilgen, das Lokal ist im ganzen Lande bekannt als ein Austragungsort erstklassiger Indie-Rockkonzerte. Übernachtet wird nach einem groovigem Abend in dem stilechten Pioneertown Motel so als wäre man ein richtiger Protagonist im Western Movie. 

Konstruktion Rosa Muerta

Was passiert, wenn ein Punk-Rocker ein Haus in der Wüste entwirft? Die Konstruktion Rosa Muerta mit pechschwarzer Einrichtung irgendwo zwischen Goth-Style Villa und Outdoor-Camper. Der Besitzer und Erbauer, Architekt Robert Stone, nennt es «Glamping» (Glamour+ Camping), was so ziemlich hinhaut. Hier trifft die schicke Ästhetik von Gucci der 1990er auf dekorative Herzchen- und Röschenelemente, gemixt mit dem Outdoor-Feeling eines schlichten Unterstandes – ohne Fenster, dafür mit Öffnungen für Freiluftfeeling. Man spürt jeden Luftzug und die Weite der Wüste. Das temporäre Exil für Grosstadtmüde ist mit Feuerstelle und einem Spa eingerichtet.

Geodätische Dom

Der weisse, geodätische Dom namens 5 Integratron, erstellt von Weltraum-Ingenieur George Van Tassel, gibt der surrealen Landschaft ein fast extraterrestrisches Aussehen. Van Tassel wählte diese Stelle hinter Joshua Tree, da sich hier ein besonders kraftvolles Energiefeld befindet und das Innere des Doms sich in einen Raum mit magnetischer Kraft verwandelt. Hierher pilgern Leute aus allen Himmelsrichtungen zu Meditations- und Yoga-Retreats. Ein besonderes Erlebnis sind die ‘Sound Baths’, die mit sieben Kristallschalen verschiedener Frequenzen Klangbäder schaffen, die unglaublich entspannend wirken. Hier wird heilende Energie so spürbar wie sonst nirgends.

Die kalifornische Wüste steigt nördlich von Palm Springs zu einem Hochplateau an und wird deshalb dort High Desert genannt. Sandhügel mit büschelartiger Vegetation, aufgetürmte Felsbrocken und weiter Himmel prägen die karge Gegend, die unwirklich schön und Anziehungspunkt für Kunstschaffende geworden ist. 2002 wurden die High Desert Test Sites von den Künstlern Andrea Zittel, John Connelly und Andy Stillpass gegründet. Sie zeigen Werke von jungen und etablierten Künstlern, die alle auf irgendeine Art und Weise die Wüstenlandschaft miteinbeziehen.

Text: Simone Ott, Bild: Reto Caduff