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In Athen bin ich aufgewachsen – Erinnerungen an viele verschiedene Plätze, Quartierstrassen und geheime Verstecke begleiten mich auch auf Kefalonia, wo ich heute lebe. An diesen Orten tauche ich ab in die Vergangenheit:
Im Park von Kareas habe ich die meiste Zeit meiner Kindheit verbracht - wenn das Wetter schön war, ging ich am Wochenende mit meinen Eltern, Grosseltern und Geschwistern dort spazieren. Als ich etwa 12 Jahre alt war, entdeckte ich während dem Sommer in diesem Park meine Liebe für das Wandern und die Natur. Kareas bietet nicht nur 8 Kilometer lange Wander- und Joggingwege, sondern auch grossartige Felsen zum Klettern. Meine Eltern waren stets begeisterte Extremsportler, und Klettern gehörte zu den Lieblingssportarten der Familie. Mein Vater war bereits oben angekommen, während einer seiner Freunde sich zum ersten Mal im Klettern versuchte - und scheiterte. Ich wollte es endlich auch versuchen. Noch heute bin ich erstaunt über meinen Mut. Ich trug nicht einmal Kletterschuhe – nur meine Flipflops. Den Kontakt mit dem Fels fand ich sensationell: es war ein tolles Gefühl, wie ich mich allmählich in die Höhe arbeitete. Als ich mich umdrehte, wurde ich mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt: Man sieht von da aus ganz Athen.
Während der Mittelschule verbrachte ich die meisten Abende mit meinem besten Freund auf dem Filopappou-Hügel. Zum Ausgehen angesagt waren zu der Zeit die Quartiere Plaka und Thisio. Dennoch sassen wir am Ende jeweils auf dem Felsen, mit Blick auf Athen und die Akropolis. Eine diese Nächte war ganz besonders: Mein Freund und ich redeten stundenlang, sassen einfach auf dem Felsen und die Zeit verstrich, ohne dass wir es merkten. Es war etwa 5 Uhr morgens, als wir realisierten, wie spät es war. Wir brachen aber nicht etwa auf, sondern blieben sitzen - wir wollten zuschauen, wie die Sonne über den Dächern von Athen aufging. Sie erhellte jedes einzelne Haus und tauchte anschliessend die Akropolis in rotes, oranges und blaues Licht. Es war, als hätte der Himmel Feuer gefangen.
Als ich an der Uni Innenarchitektur studierte, besuchte ich einen Zeichenkurs. Davor hatte ich den Sehenswürdigkeiten Athens nie grosse Beachtung geschenkt – bis wir eines Tages mit einem Lehrer die Stoa des Attalos besuchten. Er wollte uns ein Stück Kunstgeschichte näherbringen und uns die Möglichkeit geben, Inspirationen zu holen. Erst war mir etwas peinlich, dass ich noch nie an diesem Ort gewesen war, doch gleich bei der Ankunft ging mir das Herz auf. Umgeben von niedrigen Bäumen und antiken Monumenten stand das kleine Museum. Was ich sah, war überwältigend; voller Ehrfucht bewunderte ich die Architektur. Auf der Suche nach einem Thema für die Skizze spazierte ich durch das Museum, bis mein Blick auf den Marmorkopf der griechischen Siegesgöttin fiel. Ich setzte mich auf den Boden, lehnte mich an eine Säule und begann die Göttin zu zeichnen. Um mich herum nur Vogelgezwitscher und Geflüster – sonst alles still. Es war der perfekte Moment: In dem Augenblick realisierte ich, wie sehr ich Kunst schätze, und dass ich mich stärker damit beschäftigen wollte. Meine Zeichnung wurde zwar nicht fertig, es ist aber die beste Zeichnung, die ich je gemacht habe. Ich kehrte noch ein, zwei Mal zurück, um zu zeichnen. Später spazierte ich dann einfach über den ganzen antiken Markt – von der Stoa des Attalos bis zum Tempel des Hephaistos. Beim Gedanken, so nahe an diesen antiken Kulturgütern zu sein, bekam ich stets Gänsehaut. Und das geschieht auch heute noch, wenn ich an meinen Lieblingsort in Athen zurückkomme.