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Durch den zahmen Nordosten der USA

Küste, Kitsch und Kühe
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Autorin

Sarah Pally

Sarah Pally a fait l’ascension des volcans hawaïens, observé les pingouins depuis la pointe septentrionale de l’Argentine, traversé des routes à 16 voies au Vietnam, cueilli des fruits exotiques à même les arbres à Tahiti et a grelotté de froid dans le désert jordanien autant que dans le Nord du Canada. Elle n’a aucune intention de retourner sur l’île de Pâques mais refoulerait volontiers le sol de la Patagonie. Son plus grand rêve serait de partir en voyage pendant plusieurs mois pour parcourir l’Afrique depuis la ville du Caire jusqu’au Cap.

Go east

In New York startet meine Reise durch New England, den Nordosten der USA. Ein im Big Apple lebender Bekannter gibt mir mit auf den Weg: «Da wird es dir gefallen, es ist so europäisch!» Zugegeben: Als Europäerin betrachte ich mich natürlich automatisch als Expertin für «das Europäische», und bin nun besonders gespannt. 

Bevor ich aber mit dieser Entdeckungsreise beginne, verbringe ich die ersten paar Autostunden damit, mich aus der riesigen Stadt und deren Einzugsgebiet auszuwickeln. Die Wolkenkratzer werden zu Hochhäusern, dann zu dieser unklaren Mischung aus Industriegebiet und Vorstadt-Leben. Irgendwann formt sich der urbane Brei zu einer unaufgeregten Landschaft: Mischwälder, Flüsse, Hügel – bekannte Ansichten. Das hier ist nicht mehr das Amerika der grossen Töne. 

Provinzielle Fassade...

Ich verlasse die Autobahn, um auf Nebenstrassen mehr zu sehen, und komme durch kleine Städtchen, verstreute Siedlungen. Je weiter nördlich ich fahre, je dichter der Küste entlang, desto mehr kommt das echte Leben zum Vorschein: herausgeputzte Ortschaften, die stolz ihre (Kleinst-) Sehenswürdigkeiten, Kunsthandwerk und lokale Produkte anpreisen, von entspannten, freundlich wirkenden Menschen belebt. Hier pflegt man den gemächlichen, beschaulichen Lebensstil – die Uhren ticken plötzlich völlig anders. Ich lasse mich von dieser Watte-Welt nach anstrengenden Tagen in New York gerne einlullen und übernachte in einem typischen Bed & Breakfast. Es erwartet mich ein liebevoll hergerichtetes, herrschaftliches, weiss strahlendes Anwesen viktorianischen Untertons, mit einer Veranda, Blümchentapete und Häkeldeckchen. Und einem herzhaften Frühstück, das fröhlich serviert wird. Diese Kulisse mag auf den ersten Blick verkitscht wirken, ist aber für diese Region durchaus authentisch – wie auch der herzliche Empfang. Ich beschliesse, mich dieser Freundlichkeit zu öffnen – und bereue den Entschluss nie. 

Nest der Elite

Vom provinziell scheinenden Äusseren darf man sich nicht täuschen lassen. Das wird mir auch beim Besuch solch namhafter Universitäten wie Yale, Harvard oder dem MIT (Massachusetts Institute of Technology) bewusst: Das Land der harmlosen Grossmütter ist eigentlich das Land der internationalen Eliten. Denn hier werden die Führungskräfte, Polit-Grössen und Top-Wissenschaftler der ganzen Welt ausgebildet, zwischen altehrwürdigen Backsteinmauern oder modernen Glas-Beton-Stahl-Konstruktionen wie im Falle des MIT. Ich mische mich unter die Studenten und darf mich ein bisschen zugehörig fühlen. Ja, ich reibe sogar am Fuss von John Harvards Statue, was Glück bringen soll (und wahrscheinlich nur Touristen tun). 

High class eben…

Der elitäre Ruf der Region baut jedoch nicht nur auf den Unis. Der Nordosten rühmt sich, die Wiege Amerikas zu sein, hier nahm alles seinen Anfang. Wer also von hier stammt und aus der richtigen Familie kommt (nicht nur, aber auch Kennedy beispielsweise), darf auf eine bedeutende Familiengeschichte und meist auch ein beträchtliches Vermögen blicken. Man lebt privilegiert, aber unaufdringlich, zurückgezogen, diskret – man kann schon sagen: Ein bisschen snobby. Kein Wunder zieht es auch die Schönen und Reichen aus anderen Landesteilen und dem Rest der Welt an diesen beschaulichen Flecken Erde. Besonders gerne trinkt die ortsansässige High Society ihren Champagner auf Martha's Vineyard. Als Normalsterbliche wage ich mich ebenfalls auf die Insel und erlebe, fast schon wider Erwarten, einen ganz wunderbaren Tag auf dem Fahrrad. Doch man merkt: Hier sind die Kunst(handwerks)-Läden exklusiver, die Cafés teurer: Man spürt die high class eben. 

Liebe auf den ersten Blick

Nach so viel Beschaulichkeit zieht es mich wieder in eine Grossstadt: Boston. Und es ist Liebe auf den ersten Blick. Die Stadt hat einen unwiderstehlichen Charme und ist richtiggehend zutraulich. Ich kann eigentlich alles zu Fuss erleben – und wenn ich nicht mehr mag, steht das bestens ausgebaute ÖV-Netz zur Verfügung. In den Parkanlagen wird auch mal flaniert und nicht nur gejoggt, es gibt eine richtige Altstadt zu entdecken, überhaupt viel Historisches, und gute Museen. Dazu kommen das international-entspannte Flair, und wieder die Offenheit und Freundlichkeit. Und nicht zuletzt die vielen ausgezeichneten Cafés und Restaurants stimmen mich glücklich. Bei Sonnenuntergang am wunderbaren Charles-River beobachte ich die zahlreichen Segelboote im lauen Wind, fühle mich relaxt, satt, angeregt, ein bisschen müde – meine Idealvorstellung auf Reisen. 

Ganz wie alle Bostonier fahre ich mit zwei Freunden am Wochenende ans Cape Cod, eine Landzunge im Süden. Wir wandern durch die Moorlandschaft, legen uns an einen der langen Sandstrände und kaufen selbstgemachte Marmelade... Um dann im Wochenendstau wieder zurück in die Stadt zu rollen – doch unserer Entspannung tut das keinen Abbruch. 

Bäuerliches Idyll

Doch dann genug von der Küste, meine Suche nach «dem Europäischen» soll mich auch ins Landesinnere führen. Es geht nach Nordwesten, durch New Hampshire und Vermont, wo Landschaft, Leute und Lebensweise bäuerlicher werden. Der Weg führt über grüne Hügel, an schwarz-weiss gescheckten Kühen und den typischen roten Schuppen vorbei und über alte, überdachte Brücken. Wie im Film eben, oder so wie auf den berühmten Ben-and-Jerry's-Glacebechern. Und genau dorthin verschlägt es mich: zur Glacé-Fabrik von Ben-and-Jerry's. Die Fabrik ist auf Besucher eingerichtet. Es gibt eine kurze Führung, einen knallbunten Shop und einen firmeneigenen Friedhof für Geschmacksrichtungen. Den gebührenden Respekt bietend, liegt er etwas erhöht, mit Sicht auf die Fabrik. Hier liegen Träume begraben: «Flavors», die aus dem Sortiment genommen wurden oder es gar nie in den Verkauf geschafft haben. R.I.P. Holy Cannoli, Turtle Soup, White Russian. Vielleicht besser so. 

Erkenntnis kurz vor Kanada

Frisch gestärkt mache ich mich auf zur letzten Etappe durch den Osten, zum Lake Champlain. Hier, nicht weit von der kanadischen Grenze entfernt, ist die Landschaft wieder grosszügiger, monumentaler. Mir wird nun klar, dass ich bisher durch eine der am dichtesten besiedelten Regionen der USA gefahren bin. Von europäischem Dichtestress kann man hier jedoch noch lange nicht sprechen: In Neu England kommen gerade mal 75 Einwohner auf den Quadratkilometer, in der Schweiz sind es knapp 190. 

Hier oben ahne ich rückblickend, was mit «europäisch» gemeint sein könnte: die reiche Geschichte der Region (zu Unrecht von Europäern oft belächelt) und deren Relikte, die beschauliche Lebensweise, die viel Wert auf Erhaltung des Alten und gepflegte Manieren legt, der historische Baustil, die unaufgeregte Landschaft, das gute Essen, das leicht Versnobte. Aus Sicht des restlichen Amerika ist New England wohl wirklich das, was der Name suggeriert: ein Stück neue alte Welt. Für mich ist es ein sehr angenehmes Stück Amerika. Mein Bekannter aus New York hatte schon irgendwie recht – ich schreibe ihm zur Belohnung eine Ansichtskarte. Wie europäisch! 

Fotos: Ben & Jerry's / Sarah Pally 

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