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Wanderparadies Kanada

Auf der Suche nach Einsamkeit
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Autorin

Jessica Feustle

Jessica Feustle hat an der Universität Zürich Publizistik- und Kommunikationswissenschaft studiert und wuchs in Zürich auf. Obwohl sie sich selbst als «Reisefüdli» bezeichnet, kommt sie immer wieder gerne in ihre Heimatstadt zurück. Das Reisen ist bei ihr immer mit Abenteuer und dem Kennenlernen von verschiedenen Kulturen verbunden, weswegen sie auch nie ein Land zweimal bereisen will. 

Ein Land für Abenteurer

Kanada ist ein Campingland – Touristen und Einheimische gleichermassen lieben es, die Natur hautnah zu erleben. Und so habe ich mir ebenfalls ein Schneckenhaus zugelegt und damit das westliche Kanada entdeckt. 

Das zweitgrösste Land der Welt hat gleichzeitig eine sehr geringe Bevölkerungsdichte. Ich spüre das schon wenige Kilometer nordöstlich von Vancouver: Unendliche Tannenwälder erstrecken sich und unerwartet kurvige Strassen führen durch unwirklich scheinendes Gebiet. Vor lauter Impressionen sollte man nur das Benzin nicht vergessen, denn es kann sein, dass die nächste Tankstelle erst in 200 Kilometern auftaucht. Das Tierreich ist hier noch wild im wahrsten Sinne des Wortes – Elche und Rener (engl. Caribou) sowie Bären und Wölfe nennen diese Wälder ihr Zuhause. 

Sportlich unterwegs

Meine Reise startet aber vorerst in Vancouver, ganz im Westen Kanadas in der Provinz British Columbia, 50 Kilometer nordwestlich der Grenze zu den USA. Die Stadt lässt sich am besten auf dem Sattel eines Fahrrads erkunden; die Fahrradwege sind neu und wunderbar ausgebaut. Mein kanadischer Freund leiht mir also ein Fahrrad und auf geht’s. Wir radeln durch eines der grössten Chinatowns der Welt, dann weiter durch Gastown. Das ist die älteste Nachbarschaft Vancouvers und Zuhause von urbanem Lebensstil inklusive kleinen Boutiquen und vielen Bars und Clubs – die roten Kopfsteinpflaster-Strassen und aus Backsteinen gebauten Häuser verbreiten eine europäische Atmosphäre. Schliesslich gelangen wir via Stanley Park an den Third Beach. Der zentral gelegene Park besteht aus über 27 Kilometer Waldwegen und ist Erholungsgebiet für gestresste Städter. Der Third Beach liegt ebenfalls im Stanley Park, beim Aussichtspunkt Ferguson Point, und ist von Wald umgeben. Bei Ebbe gibt das Meer hier viel Strand frei – und es riecht nach Nordsee: Algen und Meerwasserpfützen trocknen in der Sonne. Das Wasser ist jedoch eiskalt und eignet sich perfekt für eine Mutprobe; nur vor der Red Tide warnt hier jeder, sie tritt an vielen Orten Vancouvers auf und kann gesundheitsschädlich sein.

Nach ausgiebigem Sonnenbaden führt uns der Weg über Granville Island – einst Industrieregion und nun Heimat von geschäftigen Märkten, Restaurants, kleinen Boutiquen und Theatern – zurück in die Stadt, wo wir im Restaurant Bridges direkt am Wasser und mit Ausblick auf die Skyline von Vancouver essen. 

Nach drei Tagen Entdeckungstour durch meine neu erkorene Lieblingsstadt, wird es Zeit den Camper abzuholen. Ursprünglich wollte ich planlos und ohne Reservationen losfahren und einfach immer der Nase nach gen Nordosten reisen. Juli und August sind hier aber Hochsaison – alle Touristen und Kanadier sind gleichzeitig am Campieren. Meine Hoffnung, an einsamen Plätzen in der Wildnis zu picknicken, schrumpfen bei diesen Aussichten.

Mit Charlie gen Nordwesten

War das Wetter einen Tag zuvor beim Shuswap Lake noch wunderschön bei 30 Grad, bedecken nun Regenwolken den Himmel. 845 Kilometer norwestlicher, eine erste Übernachtung in Charlie dem Camper sowie mehrere Schreckenserlebnisse dank rasender Lastwagen später, erreiche ich Banff. Das kleine, charmante Städtchen ist umringt von tiefgrünen, moosbedeckten Wälder. Es gibt keine Hochhäuser und viele Erdtöne; so passt sich der Ort perfekt an seine Umgebung an. Die Hauptstrasse ist umsäumt von Bergsport- und Souvenirläden; mehrere gute Restaurants und Bars komplettieren das Angebot. Das Städtchen ist von Touristen gut besucht – ich bin froh, liegt mein Campingplatz etwas ausserhalb auf einem Hügel. Im Tunnel Mountain Trailer Court ist der Genuss der Natur jedoch eher eingeschränkt: Es reiht sich Motorhome an Motorhome – trotzdem herrscht Bärenwarnung. 

Auf der Suche nach etwas Einsamkeit heisst es für mich: Weg vom Campingplatz, denn rund um Banff erstrecken sich mehrere hundert Kilometer Wanderwege. Im Skigebiet Sunshine Village zum Beispiel werden die Touristen mit alten Schulbussen auf den Berg hinauftransportiert, um dort den Sunshine Loop rund um die drei Seen Rock Isle Lake, Grizzly Lake und Larix Lake zu wandern. 

Wo ist die Einsamkeit?

Mein nächstes Ziel ist Lake Louise, eine Ortschaft 60 Kilometer nördlich von Banff. Der Lake Louise Trailer Campground liegt idyllisch eingebettet zwischen Bäumen an einem Fluss, die anderen Motorhomes kriegt man nun fast nicht mehr mit. An Lake Louise ist vor allem der See berühmt, doch dieser liegt nicht wie erwartet gleich um die Ecke – ich muss weitere 60 Kilometer fahren, um ihn zu erreichen. Und auch hier wieder: Touristen reihen sich auf; alle wollen ein Foto vom See. Ich wende Trick Nr. 77 an, um die Menschmasse loszuwerden: Die einfachen Seeumrundungs-Wanderwege lasse ich aus und suche mir einen der schwierigeren Wege, die mindestens 3-4 Stunden beanspruchen, aus – als Bonus bieten diese zusätzlich die bessere Aussichten. 

So folge ich also dem Lake Agnes Trail am Mirror Lake vorbei zum Lake Agnes Tea House. Hier geniesse ich einen wärmenden Tee mit hausgemachten Sandwiches, gefüllt mit Hummus und Thunfisch – ein Muss und gute Stärkung für das Kommende: Weiter geht’s nämlich den Little Beehive oder wer mag, den Big Beehive, hinauf. Endlich – dort oben sind nur ich und ein paar Streifenhörnchen, die es auf meinen Müsliriegel abgesehen haben. Der Lake Louise zeigt sich in einem kitschigen türkisblau und die Unendlichkeit der saftig grünen Tannenwälder breitet sich unter mir aus. Nur das Fairmont Chateau Lake Louise, ein grosser Betonklotz am See, stört das tolle Panorama ein wenig. 

Ich stosse an meine Grenzen

Nun bin ich auf den Geschmack der Einsamkeit gekommen und fahre zum Moraine Lake in der Nähe von Lake Louise. Dort traue ich mich auf eine mittelschwere Wanderstrecke, die auf den Eiffel Peak (3084 m.ü.M.) führt. Der Weg geht durch Grizzly-Gebiet zum Larch Valley und biegt dann in einen schmalen Pfad ein. Der Hike ist nichts für schwache Nerven, ich muss oft meine Hände zur Hilfe nehmen. Kurz vor dem Gipfel gebe ich erschöpft auf – nicht ohne zuerst meinen Müsliriegel vor Hörnchen-Angriffen zu verteidigen und die Wahnsinnsaussicht über das Valley of the Ten Peaks zu geniessen: Das Bergpanorama schmückte zwischen 1969 und 1979 die kanadische 20 Dollar Note. 

Ebenfalls am Moraine Lake startet die einiges einfachere Wanderung zu den Consolation Lakes. Das Bergpanorama spiegelt sich wunderbar im kleinen See wie in einem Bilderbuch. 

Sturm und Eiseskälte auf dem Weg nach Jasper

Über den Icefields Parkway – (scheinbar) eine der schönsten Strassen Kanadas – führt mich mein Weg weiter in den Norden nach Jasper. Leider macht mir das Wetter gehörig einen Strich durch die Rechnung. Es stürmt und regnet, die Temperatur fiel über Nacht auf 5 Grad. Nicht einmal das Columbia Eisfeld – eine der grössten Ansammlungen von Eis südlich des Polarkreises – kann ich bei diesem Wetter besichtigen. In Jasper campiere ich im Whistler Campground, der gleich um die Ecke zur Gondel auf den Whistler’s Moutain liegt. Jasper ist ein sehr sympathisches kleines Städtchen mit vielen indianischen Läden und typisch kanadischen Restaurants. Hier angekommen trotze ich dem Wetter und siehe da: Sobald ich mit der Gondel den Gipfel erreiche, wärmen ein paar Sonnenstrahlen mein kaltes Gesicht. Ich nehme derart motiviert sogar eine einfache Wanderung auf den Indian Ridge in Angriff und begegne dabei einer typischen weissen kanadischen Bergziege. Sie ist das einzige Lebewesen, dem ich für einige Stunden begegne – es gibt sie also tatsächlich: die totale Einsamkeit. 

Sehr lohnenswert ist auch die Fahrt zum Maligne Lake in der Nähe von Jasper und die Wanderung auf die Bald Hills. Erneut breitet sich die wunderbare Aussicht auf den tiefblauen See vor mir aus und ich atme die Atmosphäre zum letzten Mal ein – es wird Zeit, die Wärme zu suchen und gen Süden zu tuckern. 

Der Sommer ist zurück auf Vancouver Island

Das erste Ziel im wärmeren Gefilden ist Dutch Lake, wo ich über Nacht bleibe. Die Kälte ist schon wieder vergessen, der Sommer ist zurück! Danach geht es weiter nach Vancouver Island – die grosse Insel westlich von Vancouver ist nur mit der Fähre erreichbar. Von Horseshoe Bay nimmt die Fähre Kurs auf Nanaimo und von dort fahre ich über besorgniserregend enge Passstrassen zur Cathedral Grove, wo ich 800 Jahre alte Bäume bestaune, und schliesslich weiter nach Tofino und dann Ucluelet – kleine Fischerdörfer am westlichen Ufer der Insel. 

Den Einflüssen vom Pazifik ausgeliefert, nennen die Einheimischen hier den August «Fogust», was den vielen Nebel beschreibt, der hier in diesem Sommermonat das Bild beherrscht. Die Strände zwischen den zwei Dörfern sind besonders berühmt für die guten Bedingungen für das Wellenreiten, nur darf man die Ganzkörper-Neoprenanzüge nicht vergessen. 

Ucluelet ist viel ruhiger als Tofino und hat viele sympathische Campingplätze, wie der Surf Junction Campground mit Sauna und Whirlpool. Nicht verpassen darf man hier auch den kurzen aber beeindruckenden Wild Pacific Trail und die vielen kleinen Strände, die sich hier an jeder Ecke verstecken. 

Der Westen Kanadas ist in jeder Hinsicht ein Wandermekka. Egal ob man einfache oder schwierige Strecken wählt – das Panorama beeindruckt in jedem Fall. Und wenn man richtig sucht, findet man auch während der Hochsaison in den Sommermonaten die begehrte Einsamkeit in der Wildnis. 

Fotos: Jessica Feustle / DER Touristik Suisse AG

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