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Design City trifft Downton Abbey

In der schottischen Hafenstadt Glasgow verschmelzen Tradition und Moderne
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Reisende

Blanca Stierli

Blanca ist halb Kanadierin halb Schweizerin und arbeitet als Übersetzerin für DER Touristik Suisse. Von sich sagt sie, sie habe kein besonderes Talent. Nur einen schrägen Humor. Und für den lieben sie ihre Kolleginnen und Kollegen heiss. Ihrer Vorliebe für alles, was glitzert und glänzt ist es zu verdanken, dass sie nie ohne Schmuck aus dem Haus geht – und mit den Goldhändlern Dubais per Du ist.

Glasgow, das ist doch eine schmutzige, kriminelle Hafenstadt, finden meine Freunde bei einem Apéro. Wir haben die Schnapsidee, gemeinsam nach Schottland zu reisen, um dies zu überprüfen. An einem sonnigen Samstag Ende Mai treffen wir in der vieldiskutierten Stadt ein. In ihrem Herzen – im Merchant-City-Viertel – beziehen wir unser Hotel: eine ehemalige Bank, von aussen eine viktorianische Monstrosität, von innen topmodern ausgebaut. Ein Sinnbild der Stadt selbst.

Glasgow ist relativ klein und überschaubar, die Innenstadt im Kataster ausgelegt, sodass man sich schnell orientieren kann. Zwei grosse Einkaufsstrassen, die Buchanan Street und die Argyle Street, durchziehen die Stadt, einmal in nord-südlicher-, einmal in ost-westlicher Richtung. Und der öffentliche Verkehr ist bestens ausgebaut. Busse und Züge aber auch eine U-Bahn. Diese ist die drittälteste der Welt, nach London und Budapest, und hat gerade mal eine einzige Linie, mit 15 Stationen, die sich in beiden Richtungen im Kreis dreht. Für 19 Pfund ergattern wir ein Ticket mit dem wir eine Woche alle Verkehrsmittel nutzen können.

Macintosh ist allgegenwärtig

Ein Blick in den Reiseführer zeigt: 1990 war Glasgow eine der ersten Europäischen Kulturhauptstädte. Und ihr berühmtester Sohn, Charles Rennie Macintosh, ist allgegenwärtig. Seine stilisierten Designs sind über hundertjährig, aber wirken dennoch modern. Die Hunterian Gallery, die zur Universität von Glasgow gehört, hat die Innenräume von Macintosh’s einstigem Haus originalgetreu wiederaufgebaut, inklusive Möbel. Glasgow, das sind Museen. Das wird bei unserem Streifzug durch die Gassen deutlich. The Lighthouse, das schottische Zentrum für Design, war lange Zeit der Hauptsitz der berühmten Zeitung The Herald. Auch hier hatte Macintosh seine Finger im Spiel: Er hat das traditionelle Haus entworfen – ergänzt wurde es durch einen modernen Neubau. Typisch Glasgow eben. Im Lighthouse kann man sich Baumaterial anschauen, an Design-Workshops teilnehmen oder die Macintosh-Ausstellung besuchen: mit Zeichnungen, Möbeln, Entwürfen seiner Architekturprojekte und vielem mehr.

Wir sind ganz beflügelt vom Architektur- und Museums-Spirit und beschliessen, dem Pollok House, in einem Aussenquartier der Stadt, einen Besuch abzustatten. Dort erwartet uns Mutter Natur in voller Blüte: Die Rhododendren übertrumpfen sich in den schönsten Lila- und Rosatönen; im weitläufigen Park sind die schottischen Hochlandrinder mit ihrem zotteligen, roten Fell der Blickfang schlechthin. In der prächtigen Grünanlage thront das herrschaftliche, im Edwardian-Stil eingerichtete Haus. Es erweckt den Anschein, die Familie sei eben erst ausgezogen – Downton Abbey lässt grüssen.

Das perfekte Gegenstück begegnet uns zurück in der Innenstadt. Das Tenement House, eine (Sozial)-Wohnung, deren Ausstattung fast noch genauso ist wie Anno 1890. Die alte Dame, die 50 Jahre lang dort wohnte, hat bis zu ihrem Tod nie etwas geändert oder renoviert. Genau wie das Pollok House gehört es heute dem National Trust of Scotland an. Die anderen Wohnungen des Hauses sind noch heute von Mieter bewohnt – auch wenn es längst begehrte Objekte geworden sind, fernab dem Sozialwohnbau.

Zu Gast bei Two Fat Ladies

Die Besichtigungen machen hungrig. Bei der Auswahl eines Restaurants tun wir uns schwer, in Glasgow gibt es einfach alles! Wir können uns nicht entscheiden, also besucht ein Teil der Gruppe das Saramago; ich entscheide mich für ein Lokal mit dem lustigen Namen Two Fat Ladies. Die Serviererin erzählt mir, was es damit auf sich hat: Die beiden Gründerinnen, beide ehemalige Fernsehkochs und beide etwas rundlich, haben sich mit einer Portion Selbstironie dem Bingo-Jargon bedient, in welchem die Zahl 88 für Two Fat Ladies steht. Entsprechend sieht das Logo aus wie zwei wohlgenährte Damen oder eben die Bingozahl 88. Ich bestelle – vielleicht auch wegen des Namens – leichte Kost. Nach einem gemeinsamen Absacker in der alten Markthalle Merchant Square, fallen wir todmüde ins Bett.

Eine BBC-Auktion und wir mittendrin

Am Tag drauf erwartet uns ein ganz besonderes Highlight: Wir haben uns im Vorfeld für eine Auktion in den Great Western Auction Rooms registriert und sind live dabei, als die bekannte BBC-Auktionatorin Anita Manning Trouvaillen, alltägliche Gegenstände und Flohmarktware  an die Menschen bringt. Der Sammler- und Jäger Instinkt scheint Hochkonjunktur zu haben. Staunend besichtigen wir jedes Stück und bieten schliesslich mit. So eine Auktion hat es in sich: Es gibt Möbel zu lächerlichen Preisen, scheussliche Porzellanlampen, die zum Zehnfachen Schätzpreis weggehen und Bilder, die im Zehnerpack für fünf Pfund ihre Käufer finden. Auch wir werden fündig, weit entfernt von Sotheby’s und Christie’s. Wir erstehen Schmuck, Silbernippes und ein Bild.

Die verbleibende Zeit des Tages nutzen wir, um uns das hypermoderne Riverside Museum anzuschauen und die Gallery of Modern Art zu besuchen. Das Gebäude, einem klassischen Tempel nachempfunden, beherbergt moderne Kunst, die zuweilen etwas gewöhnungsbedürftig ist. So hat es in einem Raum Kleiderständer mit sauber aufgehängten Klamotten und dazwischen ein von der Decke hängendes Duvet mit zerrissenem und verschmiertem Bezug. In einem anderen Saal stehen aus Draht und Zweigen geflochtene Körbe, die mit zerfetzten Plastiksäcken überzogen sind. Die Message dahinter? Ich kapiere sie leider nicht.

Als Gegenstück zu den vielen Museen und Ausstellungen, nutzten wir den nächsten sonnigen Tag, um uns die Nekropole anzuschauen. Der historische Friedhof, auf einer Anhöhe bei der Kathedrale gelegen, mit wunderbarem Blick auf die Stadt. Das Who’s Who der Stadt ist dort begraben, in prachtvollen Mausoleen, aber auch einfache Leute deren Grabsteine ganze Geschichten erzählen. Schaurig-schön.

An unserem letzten Abend in Glasgow dinieren wir im Arisaig typisch schottisch. Meine Freunde bestellen die Spezialität Haggis, Schafsmagen, ich bin mit meinem Cottage Pie bestens bedient. Später zieht es uns in den Corinthian Club, der in einer massiven Schalterhalle einer Bank liegt. Wir bestellen uns exotische Gin Tonics und ziehen Bilanz.

Die Stadt ist ganz anders als so manche, von Touristen überrannte Metropolen. Und Touristen gibt es auffällig wenige hier. Die Bevölkerung Glasgows war überaus freundlich und hilfsbereit. Die Schotten selbst lieben das feiern. Die ganze Stadt ist am Wochenende unterwegs, die Damen in knappen Kleider und High Heels, obschon es meistens regnet und es recht kühl ist. Unsere Allwetter-Jacken und festen Turnschuhe leisteten uns jederzeit gute Dienste.

Glasgow war so ganz anders als wir erwarteten. Von wegen schmutzige, kriminelle Hafenstadt. Eher freundlich, interessant, abwechslungsreich. Eine Stadt der Kontraste, wo eine reiche Vergangenheit auf die Moderne trifft. Und schottische Klischees haben wir nur gerade in den Souvenir Shops gesehen, bis auf die obligaten Dudelsackspieler in der Fussgängerzone der Buchanan Street. Langweilig wurde es uns in dieser Woche nie. Glasgow, wir kommen bestimmt wieder einmal!

Text und Fotos: Blanca Stierli, Shutterstock
Redaktion: Magdalena Ostojic

Erstveröffentlichung: Juni 2017

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